Sommer 2024: Amsterdam

Montag, 6. Mai 2024

Maastricht-Wessem: 44 km
Fahrzeit: 5:00 h
Schleusen: 2
Betriebsstunden: 5:00 h
Hafenkosten: 0 €

Wir haben beschlossen, bei unserer diesjährigen Bootstour unsere eBikes mitzunehmen. Da wir nach der Hochwasserkatastrophe 2021 unser Auto vorsichtshalber nicht mehr während des Urlaubs auf dem Marina-Parkplatz stehen lassen, sind wir gestern nach Vaals zurückgefahren und sind dann mit den eBikes zum Hafen gefahren. Mit Elektrounterstützung sind die knapp 30 km wirklich leicht zu fahren. Wir starten um 8:50 bei 16 Grad, leichter Bewölkung und etwas Regen. Um 11 Uhr sind wir im Julianakanal an der Baustelle, wo vor einiger Zeit die halbseitige Baugrube vollgelaufen ist. Seitdem herrscht hier Einbahnverkehr, geregelt von einem kleinen Boot mit dem Namen „Sprinter“. Da sie gerade einem Berufsschiff aus der Schleuse Born die Durchfahrt freigegeben haben, müssen wir warten. Auf der ganzen ca 3 km langen Strecke ist die Geschwindigkeit auf 6 km/h begrenzt, und so dauert es eine Weile, bis wir mit drei anderen Booten Richtung Born fahren können.

Um 11:40 sind wir bei der Schleuse Born und können sofort in die Steuerbordkammer einfahren, wo wir am letzten Tag der Tour 2023 großen Stress mit einem defekten Poller hatten. Der Poller Nr 20 ist inzwischen noch nicht repariert, aber jetzt warnt dort immerhin eine rote Fahne.

Wir stellen unterwegs dann fest, dass bei den großen Maasschleusen inzwischen zahlreiche Schwimmpoller defekt sind, da steht wohl irgendwann mal eine Grundsanierung an. Ansonsten geht das Schleusen heute ganz flott, um 11:55 sind wir in Born durch, 13:00 Ankunft bei der Schleuse Maasbracht und 13:20 Ausfahrt. Da wir vor der Tour das Boot noch einmal auskranen und abspritzen lassen wollen, fahren wir direkt durch zu van Kuyk in Wessem. Ein merkwürdiger Hafen, sehr groß und mit einer Unzahl von schrottreifen Booten belegt.

Dienstag, 7. Mai 2024

Wessem-Venlo: 35 km
Fahrzeit: 3:25 h
Schleusen: 2
Betriebsstunden: 3:00 h
Hafenkosten: 12 €

Wir haben mit van Kuyk ausgemacht, dass wir um 9:30 beim Kran liegen und dann ausgekrant werden. Leider wird es 10:50, bis es soweit ist. Die Wartezeit verbringen wir im netten Gespräch mit zwei älteren Niederländern, die darauf warten, nach uns ihr Segelbötchen zu Wasser zu lassen. Dann befreit der Chef unser Boot von Bewuchs und Muscheln, und um 11:50 können wir schließlich starten.

Das Schleusen klappt heute reibungslos, sowohl in Heel wie auch in Belfeld können wir schnell einfahren und werden alleine geschleust. Um 15:10 sind wir in Venlo. Der Stadthafen ist mit drei Booten so leer wie wir ihn noch nie gesehen haben und wir können vor der Brücke an einem der drei Stege für längere Boote anlegen.

Um 17:30 ist die Stadt ziemlich leer, die deutschen Einkäufer sind weg, und wir gehen zu „Beej Benders“, ein Pflichtbesuch immer wenn wir in Venlo sind. „Beej Benders“ ist ein Delikatessen-Supermarkt, wie es in Aachen und Umgebung keinen gibt, mit einer riesigen Auswahl an tollen Lebensmitteln. Wir kaufen ein bisschen fürs Boot ein und setzen uns dann noch in das angeschlossene Restaurant. Das „Zwarte Kip“, das ich schon kenne, ist wieder super zart und raffiniert asiatisch gewürzt, eine Art dunkles Hühnerragout.

Zurück auf dem Boot können wir tatsächlich noch in der Abendsonne auf dem Achterdeck sitzen und den Kanu-Wasserballern beim Sport zusehen.

Mittwoch, 8. Mai 2024

Venlo – Leukermeer: 32,5 km
Fahrzeit: 2:35 h
Schleusen: 0
Betriebsstunden: 2:35 h
Hafenkosten: 25 €

Bei strahlender Sonne, aber kühlen 13 Grad legen wir ab. Die Fahrt von Venlo nach Leukermeer ist kurz und ohne Schleusen. Die bisherige Zufahrt zum Leukermeer ist seit einiger Zeit gesperrt, weil dort riesige Hochwasserausgleichsbecken angelegt worden sind, und so müssen wir 3 Kilometer weiter nördlich einfahren und durch mit kleinen Bojen markiertes Fahrwasser zwischen Sandbänken zum Hafen fahren (auf der Karte noch nicht eingezeichnet).

Im Hafen ist noch viel Platz und so bekommen wir einen schönen Liegeplatz mit Aussicht auf den See.

Nachmittags laden wir die Räder ab, die doch um einiges schwerer sind als unsere bisherigen, aber der Spaß bei der Fahrt ist dafür umso größer. Wir machen eine Tour durch die Maasdünen rund um das Reindersmeer, immer wieder schön.

Kleines Abendessen in der Bosbrasseie in de Sluis, Pannekoeken met Geitekaas und Currywurst met Friet, lecker!

Donnerstag, 9. Mai 2024

Leukermeer – Plasmolen: 31,7 km
Fahrzeit: 2:55 h
Schleusen: 1
Betriebsstunden: 3:10
Hafenkosten: 62 € (2 Nächte)

Um sieben Uhr ist es draußen noch ziemlich kühl (11 Grad), aber schon um 8:30 können wir bei 16 Grad auf dem Achterdeck in der Sonne frühstücken.

Heute stellen wir einen neuen Geschwindigkeitsrekord für die Strecke Leukermeer-Plasmolen auf: 2:55 Minuten. Die Maas hat mehr Strömung als im Sommer, deshalb fahren wir bei unserer gewohnten Drehzahl von 1800/min 13,5 km/h statt 11,5 km/h, und in der Schleuse Sambeek können wir durch das offene Tor einfahren und werden sofort geschleust. Um 12:15 legen wir in Plasmolen am Gästesteiger an, wo wir seit 12 Jahren immer wieder gelegen haben. Das Wetter ist toll, 23 Grad am Nachmittag. Der Rest des Tages vergeht mit Chillen und Lesen, zum Abendessen Spargel, die wir bei Benders gekauft haben.

Am Freitag probiert Jutta mal zu joggen und bringt Brötchen fürs Frühstück mit. Nach dem Frühstück gehen wir tatsächlich kurz schwimmen, ist aber bei 18 Grad eine Herausforderung. Danach mit den Fahrrädern zur Maas und mit der Fähre nach Cuijk. Der tolle Küchenladen „Via Cannella“, in dem wir in den letzten Jahren immer mal wieder was Schönes gefunden haben, hat leider zugemacht. Am Nachmittag holt uns mein Bruder mit dem Auto nach Kleve ab. Zum Kaffee gibt es meine geliebte Grillage-Torte, die es leider nur am Niederrhein und nicht in Aachen gibt.

Eigentlich wollten wir am Sonntag von Nijmegen aus 20 km Waal aufwärts fahren, aber die Waal/der Rhein hat im Moment so viel Strömung, dass uns das nicht so verlockend erscheint. Die großen Berufsschiffe schleichen mit 7-8 km/h gegen die Strömung, da würden die 20 km für uns sehr lang werden. Kurz entschlossen disponieren wir um und verschieben die Ijssel auf ein anderes Jahr und beschließen stattdessen einen anderen lange gehegten Plan zu realisieren und die Vecht und Utrecht zu besuchen.

Samstag, 11. Mai 2024

Plasmolen – Culemborg: 67 km
Fahrzeit: 5:45 h
Schleusen: 2
Betriebsstunden: 5:30
Hafenkosten: 25 €

Da wir heute eine ziemlich lange Strecke haben, starten wir um 7:45 und frühstücken abwechselnd während der ersten paar Kilometer. Um 9:15 sind wir an der Schleuse Weurth und bekommen die Mitteilung, dass wir gleich einfahren könne. Die Ampel geht auf Rotgrün, dann teilt der Schleusenmeister uns über Funk mit, dass sie eine Störung am Schleusentor haben, der Monteur aber unterwegs ist.

Wir ahnen schon Böses, aber 10 Minuten später geht das Tor dann doch auf und wir können einfahren. Um 9:45 sind wir raus und melden uns über Funk beim Verkehrsposten Sector Nijmegen an. Immer wieder toll, wie freundlich und hilfsbereit die Menschen in diesem futuristischen Gebäude sind. Wir teilen unser Ziel mit und er erläutert uns die Verkehrssituation, empfiehlt uns einen Zeitpunkt für das Ausfahren auf die Waal und wünscht uns noch eine gute Reise, und das alles auf deutsch.

Auf der Waal sind wir mit der Strömung sehr schnell, 17-18 km/h und der Verkehr ist trotz Samstag recht heftig.

In der Prins-Bernhard-Schleuse liegen schon zwei große Frachtschiffe und der Schleusenmeister bittet sie, bis vorne durchzuziehen damit wir noch dahinter passen. Nett!

Dan geht es auf dem Amsterdam-Rhein-Kanal, der heute wieder ziemlich ruhig ist, bis zur großen Kreuzung mit dem Lek, wo wir nach Backbord abbiegen und mit 15 km/h Lek abwärts bis Culemborg fahren. Vorsichtshalber habe ich uns gestern beim Hafenmeister angemeldet, und das ist auch gut so, denn der Hafen hat nur eine relativ kurze Passantenkade, und die ist kurz nach uns schon wieder voll.

In Culemborg waren wir 2021 schon einmal, ein nettes kleines Städtchen.

Abendstimmung im Hafen Culemborg.

Sonntag, 12. Mai 2024

Culemborg – Oud Zuylen: 27 km
Fahrzeit: 4:05 h
Schleusen: 2
Brückenöffnungen: 2
Betriebsstunden: 3:00
Hafenkosten: 16,43 €

Start um 8:55, 6 Kilometer Lek abwärts, flott alleine durch die Hagestein-Schleuse, dann rechts ab in den Lek-Kanal, in 30 Minuten durch die Prinses-Beatrix-Schleuse und um 10:50 mündet der Lek-Kanal wieder in den Amsterdam-Rheinkanal. Um 11:50 sind wir an dem neuralgischen Punkt der heutigen Etappe angekommen, wo es bei Maarssen eine Verbindung vom Amsterdam-Rheinkanal in die Vecht gibt. Leider führt über diese Verbindung eine Straßenbrücke, die mit 3,75m Höhe angegeben ist, und das ist genau die Höhe unseres Bootes mit gelegtem Mast, das könnte also knapp werden. Wir biegen nach Steuerbord ab, werden von den Wellen des Kanals ziemlich durchgeschaukelt und kommen ohne Berührung mit ein paar Zentimetern Spiel durch. An der Decke der Durchfahrt zeugen allerdings zahlreiche Schleifspuren von weniger guten Passagen.

Dann der totale Wechsel vom Großschifffahrtskanal auf die beschauliche kleine Vecht.

Um 13 Uhr legen wir in dem Utrechter Vorort Oud Zuylen am Ufer an. An der Vecht gibt es zahlreiche Anlegestellen, an denen man bis zu 3 Tage für kleines Geld anlegen kann, man fühlt sich ein bisschen wie auf den Kanälen im Burgund.

Nachmittags besuchen wir Schloss Zuylen, das direkt neben unserem Boot liegt, mit wunderschönem Garten und Picknick auf der Wiese bei Klassischer Musik.

Mit einem kleinen Abendessen und einem Glas Wein auf dem Achterdeck klingt der Tag aus.

Montag, 13. Mai 2024

Oud Zuylen – Utrecht: 4,6 km
Fahrzeit: 1:50 h
Schleusen: 1
Brückenöffnungen: 3
Betriebsstunden: 1:00
Hafenkosten: 92,70 € (3 Nächte)

Wir fahren morgens mit der Fiets nach Utrecht, um uns mal den Passantenhafen anzusehen. Der ist leider mit Dalben, zwischen denen man anlegen muss ohne Seitenstege. Einen längeren Platz zum längs Anlegen gibt es aber und so beschließen wir, das Boot zu holen.

Um 11:40 fahren wir los, auf der Vecht ist das Limit 6 km/h, aber wir haben ja Zeit und genießen die Landschaft. Drei bewegliche Brücken passieren wir, die werden auf der Vecht alle zentral gesteuert und erfassen per Video, wenn sich ein Boot nähert. Zwei feste Brücken haben laut Karte 4m Höhe, und das sieht ziemlich knapp aus.

Entlang der Vecht bescheidene Reihenhäuser mit eigenem Bootsanleger.

Vor dem Passantenhafen ist dann noch eine Schleuse zu passieren, und als wir durch sind, sehen wir, dass inzwischen leider ein anderes Boot den Längsplatz belegt hat. Wir legen also notgedrungen zwischen den Dalben an, aber mit unserer Bordleiter können wir ganz gut über den Bug ein- und aussteigen.

Meinen Geburtstag feiern wir dann abends in The Seafoodbar.

Auf dem Rückweg fasziniert uns die riesige Bandbreite der Stadt von der eleganten Shopping Mall „Hoog Catharijne“ bis zu den lauschigen Grachten.

Dienstag, 14. Mai 2024

Für heute haben wir uns vorgenommen, das „Rietveld-Schröder-Haus“ zu besichtigen, das Truus Schröder für sich und ihre drei Kinder vor 100 Jahren mit dem Utrechter Möbelschreiner Gerrit Rietveld entworfen und gebaut hat. Das Haus ist ein unglaublich konsequent in „De Stijl“ ausgeführtes Objekt, das inzwischen UNESCO-Weltkulturerbe ist. Das gesamte Haus mit allen Möbeln ist im Originalzustand erhalten, man kann es besichtigen und es lohnt sich wirklich.

Beim Warten auf den Bus werfen wir noch einen Blick in das ehemalige Hauptpostamt und heutige Bibliotheksgebäude.

Abends im Brauhaus „Oudaen“ Poke-Bowl und leckeres Dubbel aus eigener Brauerei.

Mittwoch, 15. Mai 2024

Morgens Centraal-Museum mit Photorealismus-Ausstellung und dem festen Bestand an niederländischen alten Meistern. Die Grachten sind hier gesäumt von ehemaligen Lagern mit vorgelagerter Terrasse, die heute auf unterschiedlichste Weise genutzt werden oft auch durch Restaurants.

Toll, dass es hier noch viele Gassen mit unterschiedlichsten kleinen Läden gibt.

Donnerstag, 16. Mai 2024

Utrecht – Maarssen: 8,9 km
Fahrzeit: 1:50 h
Schleusen: 1
Brückenöffnungen: 7
Betriebsstunden: 1:50
Hafenkosten: 33,00 € (2 Nächte)

Heute verlassen wir das schöne Utrecht, das uns als Stadt sehr gut gefallen hat. Um 9:20 öffnet sich die Schleuse zur Vecht.

Wir fahren mit einem anderen Boot im Konvoi Richtung Maarssen, für die 9 Kilometer bis Maarssen brauchen wir knapp 2 Stunden, auf der Vecht sind nur 6 km/h erlaubt und etliche Hebebrücken müssen geöffnet werden. Das funktioniert allerding perfekt, länger als wenige Minuten müssen wir nie auf die Öffnung warten.

Um 11:10 sind wir in Maarssen und legen am Ortsende am Vechtufer an. Wir ins wieder mal begeistert, wie wunderschön es hier ist.

Maarssen ist ein kleines, aber seit jeher durch die Nähe zu Utrecht und Amsterdam wohlhabendes Städtchen.

Abends spricht uns ein Mann vom Ufer aus auf englisch an und erkundigt sich nach unserem Boot. Es stellt sich heraus, dass er den gleichen Bootstyp hat, einen Combikotter 1300. Bei einem Glas Wein auf dem Achterdeck entwickelt sich eine nette Unterhaltung mit Duncan. Er ist mit seinem Boot gerade von Straßburg aus den Rhein abwärts gefahren und hat sein Boot nun bei „De Valk Yachting“ hier in der Nähe zum Verkauf abgegeben, was ihm nicht leichtfällt, wie er sagt. Aber da seine Frau Gleichgewichtsprobleme hat, wird er das Bootfahren aufgeben.

Freitag, 17. Mai 2024

Nach dem Frühstück heben wir die Räder vom Boot und machen eine kleine Tour in die Umgebung Mit dem niederländischen Fietsknoop-System klappt das wunderbar einfach.

Die Gegend hier strahlt einen unglaublichen Wohlstand aus. Villen aller Stile und Größen säumen die Straßen und Kanäle, in den Vorgärten werkeln Rasenmähroboter und am hauseigenen Anleger liegt das Motorboot. Bei De Valk in Loosdrecht unterschreibt unser australische Freund Duncan gerade den Verkaufsauftrag und zeigt uns noch kurz seinen Combikotter.

Bei einem kleinen Rundgang durch die Verkaufshalle sammeln wir noch ein paar Inspirationen für unseren nächsten Bootskauf.

Samstag, 18. Mai 2024

Maarssen – Nederhorst den Berg: 16 km
Fahrzeit: 2:35 h
Schleusen: 0
Brückenöffnungen: 4
Betriebsstunden: 2:35
Hafenkosten: 0 €

Wir brechen um 8:45 von unserem schönen Liegeplatz in Maarssen auf. Die heutige Strecke ist nur 16 Kilometer lang, aber mit Sicherheit der schönste Abschnitt dieser wunderbaren Vecht. Nirgends in den Niederlanden gibt es eine größere Anzahl luxuriöser Landhäuser in dieser Dichte versammelt.

Alle Brücken werden bei Annäherung umgehend geöffnet, das Fahren auf der Vecht macht wirklich Spaß.

Wir fahren heute bis kurz vor der Verbindung zum Amsterdam-Rhein-Kanal in Nigtevecht, von wo aus wir morgen nach Amsterdam weiter wollen. Ein sehr langer, kostenloser und auch beliebter Anlegeplatz.

Die Sonne scheint und Jutta lässt es sich natürlich nicht nehmen, eine Runde im immer noch ziemlich kühlen Wasser zu schwimmen.

Sonntag, 19. Mai 2024

Nederhorst den Berg – Amsterdam: 23,5 km
Fahrzeit: 2:20 h
Schleusen: 0
Brückenöffnungen: 1
Betriebsstunden: 2:20
Hafenkosten: 156 € (4 Nächte)

Wir starten um 11:10 von unserem letzten Liegeplatz an der Vecht. An der Verbindung zum Amsterdam-Rhein-Kanal öffnet sich noch einmal eine Zugbrücke und dann geht es auf den 100 – 120 Meter breiten Kanal.

Der ARK ist eine der meistbefahrenen Binnenwasserstraßen der Welt und ist wegen der starken Wellenreflektionen an de Spundwänden bei Freizeitschiffern mit kleineren Booten gefürchtet. Heute am Sonntag ist relativ wenig Verkehr, das permanente Schaukeln nervt trotzdem ein wenig. Die Schweizer Flusskreuzfahrtschiffe trifft man inzwischen auf allen niederländischen Flüssen, unter den 9,50 hohen Brücken auf dem ARK passen sie knapp durch.

Um 13:30 erreichen wir unser Ziel, die Amsterdam Marina und legen auf dem Platz L13 an.

Montag, 20. Mai 2024

Von der idyllischen ruhigen Vecht ins brodelnde Amsterdam ist schon ein kleiner Kuturschock. Dafür sind die Duschen im Hafen Spitzenklasse, geräumig, kostenlos und Temperatur und Druck selbst regelbar. Am Pfingstmontag bummeln wir ein bisschen durch die Stadt trinken einen Kaffee dort, wo wir vor fünf Jahren vier Tage gewohnt haben. 10 Laufminuten vom Hafen entfernt ist der Anleger der Fähre, mit der man kostenlos alle 15 Minuten zum Hauptbahnhof fahren kann. Die Gegend um den Hafen herum ist seit Jahren eine Großbaustelle. Bis in die 70er Jahre war hier eine große Werft, die NDSM, deren riesige Hallen heute für alternative Kultur genutzt werden.

In dem futuristischen Gebäude sind das Hafenbüro, die Sanitäranlagen und das Restaurant „Loetje“ untergebracht, in dem wir heute Abend lecker essen.

Dienstag, 21. Mai 2024

Neben dem Hafen ist eine Werft, in der zurzeit das Ozeanographische Forschungsschiff „Joides Resolution liegt, das Bohrungen im Boden des Ozeans durchführt. Leider sind die arbeiten heute so laut, dass man es an Deck nicht aushält.

Vormittags machen wir einen kleinen Spaziergang durch das Jordaan-Viertel, ein inzwischen sehr angesagtes ehemaliges Arbeiterviertel. Mit der App „Izi-Travel“ bekommt man kostenlos Führungen mit Audiokommentar, die haben wir auch in Wien gerne benutzt.

Nachmittags fahren wir mit den Rädern zum Sixhafen, von dem viele so schwärmen, und schauen uns den mal näher an. Im Moment ist er wegen Baumaßnahmen nicht mit dem Boot erreichbar.

Mittwoch, 22. Mai 2024

Wir haben für 9 Uhr Tickets für das Rijksmuseum gebucht, stehen um 7 Uhr auf und fahren nach dem Frühstück mit Fähre und U-Bahn zum Museum. Um halb neun stehen wir vor der Tür und dürfen in kurzer Zeit die Spitze einer langen Schlange bilden. Im Rijksmuseum läuft zurzeit eine große Frans-Hals-Ausstellung, daneben gibt es natürlich noch die ständige Sammlung mit dem Highlight Rembrandts Nachtwache.

Am Nachmittag fahren wir wieder mit der sehr praktischen Fähre zum Hauptbahnhof.

Unterwegs begegnen wir der „Viking Mars“ auf dem Weg von Amsterdam nach Bergen/Norwegen.

Unser letzter Abend in Amsterdam mit einem sehr leckeren Grillhähnchen in „The Chicken Bar“ und einem belgischen Bier in einer kleinen Bar.

Donnerstag, 23. Mai 2024

Amsterdam – Haarlem: 20,6 km
Fahrzeit: 2:30 h
Schleusen: 1
Brückenöffnungen: 3
Betriebsstunden: 2:30
Hafenkosten: 133,10 € (5 Nächte)

Noch einmal genieße ich die perfekte Großraumdusche der Marina, dann brechen wir um 9:15 auf. Der 1865-76 gebaute Nordseekanal, der Amsterdam mit dem Meer verbindet, fährt sich sehr angenehm. Mit 300 Meter Breite ist viel Platz auch für große Seeschiffe und dank Funk, Sectorkontrolle und AIS hat man immer gute Übersicht über den Verkehr auch aus den seitichen Häfen. Nach einer guten Stunde biegen wir nach links in den Zijkanaal C ein und erreichen um 10:45 dir Rijnlandsluis, die einzige Schleuse heute. Über diese Schleuse habe ich schon einiges Negative gelesen, was Wartezeit und Unfreundlichkeit betrifft, aber wir erfahren heute das Gegenteil. Als ich mich einige hundert Meter vor der Schleuse per Funk anmelde, teilt der Schleusenmeister mir freundlich mit, dass schon einige Boote drin sind, er aber auf mich warten wird. Prompt wird die Brücke geöffnet und die Schleuse betätigt, wir bezahlen 3,50 € und sind um 15 Minuten später durch. Vor der nächsten Brücke werden wir nett nach unserer Höhe gefragt wegen der Eisenbahnbrücke, unter der wir aber durchpassen.

Die Stadt Haarlem hat ein gutes Konzept für die Freizeitfahrt: An vielen Stellen des Flusses Spaarne und der innerstädtischen Grachten darf man anlegen und bezahlt über die App „AanUit“ 1,64 €pro Tag und Meter Länge. Wir finden einen wunderbaren Liegeplatz mitten in der Stadt an einem Steg am Fluss nahe der Mühle.

Nachmittags streifen wir noch zwei Stündchen durch die Stadt und sind begeistert. Haarlem ist mit seinen kleinen üppig begrünten Gassen wirklich wunderschön.

Am Grote Markt wird ein Hochzeitspaar vom gesamten Publikum beklatscht, und ich kann noch mal die fantastische Telefunktion meines Pixel 8 pro Handys testen.

Manche Zugbrücken sehen eher aus wie Spielzeuge.

Ab und zu kommt tatsächlich auch mal was Größeres vorbei.

Freitag, 24. Mai 2024

Heute Nachmittag ist Regen angesagt, also schwingen wir uns um 9 Uhr auf die Räder und fahren zum Meer. Der nächste Strand ist Bloemendal aan Zee und mit dem Fahrrad ist man in einer halben Stunde da. Mit dem niederländischen Fietsknoop-System kann man sich eine schöne Fahrradroute zusammenstellen und wird dann entweder über die Knotenwegweiser oder über das Handy auf dem Lenker perfekt geführt. Der Strand ist um diese Jahreszeit noch sehr leer und für Jutta ist der Aufnethalt am Meer immer ein Highlight der Bootstour. Ein Latte Macchiato in der Strandbude muss natürlich auch sein.

Abendessen in der Pizzeria „Pizzicotto“ mit superleckerer Pizza aus dem Holzofen.

Samstag, 25. Mai 2024

Samstags ist Markt auf dem Grote Markt, und da müssen wir natürlich hin. Die Maärkte in den größeren Städten der Niederlande sind ja immer sehenswert, und das Angebot ist riesig, von Blumen über Obst, Gemüse, Fisch und Fleisch bis hin zu ausgesuchten Delikatessen. Wir kaufen für mich einen Ledergürtel und für Sonntag Abend Spargel und Erdbeeren. 3 Damen sorgen mit Gesang für Unterhaltung.

Nachdem vor langer Zeit die lette Brauerei Haarlems geschlossen wurde, gründete sich 1996 ein Startup, um wieder traditionelles Haarlemer Bier unter dem Namen Jopen zu brauen. Seit 2010 geschieht das in der eigenen Brauerei in einer umgewidmeten Kirche. Um die 20 Sorten Craftbier sind ständig im Angebot mit einer großen Gaststätte im Erdgeschoss und einem Restaurant in einer eingezogenen Etage. Wir haben für abends reserviert und lassen uns die Brouwerburger mit ein paar Bieren schmecken. Mein Favorit: das fast schwarze Black Hop Sun IPA, hopfenbitter und sehr würzig.

Sonntag, 26. Mai 2024

Wir haben für heute 16 Uhr eine Rundfahrt im offenen Boot gebucht, aber alle Wetterapps melden für den Nachmittag Regen, Sturm und Gewitter, also buchen wir die Fahrt vorsichtshalber auf Dienstag 11:30 um. Stattdessen fahren wir mit den Rädern zum Cruquius-Museum. Eine sehr freundliche Museumsmitarbeiterin erklärt uns die Geschichte: Das Haarlemmermeer war einst der größte Binnensee der Niederlande, erweiterte aber im Lauf der Zeit seine Ufer durch Stürme und Hochwasser und wurde schließlich zur Bedrohung für Haarlem und Amsterdam. König Willem I beschloss 1837, das Meer trockenzulegen. Dazu wurde zunächst ein 60 Kilometer langer Kanal mit Deich rund um das Meer gebaut, dann die Cruquiusmühle mit der größten Dampfmaschine der Welt. Diese Maschine betrieb 8 Pumpen, von denen jede mit einem Hub 8000 Liter Wasser beförderte, bei 5 Hüben pro Minute. In vier Jahren war das Land trocken und konnte genutzt werden. Heute sorgen hydraulische Systeme für die Entwässerung. Unglaublich, welche Stahlbearbeitungsfähigkeiten man vor 200 Jahren schon hatte und wie man gleichzeitig Wert auf ästhetische Gestaltung legte.

Zur Zuverlässigkeit von Wetterprognosen: Zu unserem gebuchten Rundfahrtzeitpunkt lacht die Sonne, drei Stunden später ein leichter Regen.

Montag, 27. Mai 2024

Natürlich wollen wir nochmal ans Meer und wollen diesmal einen Abstecher in den Nationalpark Kennemer Land machen, eine einmalig schöne begrünte Dünenlandschaft.

Unterwegs begegnen wir einer kleinen Herde von Konik-Pferden, die sich aber von Radfahrern nicht stören lassen. Nach ein paar Kilometern ist dann aber durch Hochwasser Schluss mit der geplanten Rundfahrt und wir müssen zurück zur Hauptstraße, um nach Bloemendaal aan Zee zu kommen.

Dienstag, 28. Mai 2024

Haarlem – Buitenkaag: 20,6 km
Fahrzeit: 3:45 h
Schleusen: 0
Brückenöffnungen: 8
Betriebsstunden: 2:45
Hafenkosten: 0 €

Um 11:30 findet nun unsere verschobene Rundfahrt statt. Jeroen kommt mit seiner Sloep und erzählt uns auf Englisch und Niederländisch sehr informativ und unterhaltsam alles zu den Sehenswürdigkeiten unterwegs. Anderthalb Stunden dauert die Fahrt unter ziemlich niedrigen Brücken und auch natürlich an unserem Boot vorbei.

Eigentlich wollten wir morgen, am Mittwoch weiter nach Leiden fahren, aber als ich mir auf dem Tablet nochmal die Strecke anschaue, stelle ich fest, dass die dritte Brücke wegen Bauarbeiten täglich von 7-17 Uhr gesperrt ist. Die Brücken in Haarlem werden aber erst ab 9 Uhr bedient, so dass wir dann erst morgen Abend weiterkämen. Kurz entschlossen machen wir uns um 15:15 auf den Weg, kommen flott durch die drei Haarlemer Brücken und sind um 16:20 an der gesperrten Brücke, wo wir an einem Steg anlegen können. Inzwischen regnet es in Strömen. 5 Brücken werden bei Annäherung prompt geöffnet, wir fahren durch riesige Tulpenfelder, die aber leider seit zwei Wochen schon abgeerntet sind. Wir beschließen, heute nicht mehr bis Leiden durchzufahren, sondern vor den Kaagerplassen am Rand des Kanals anzulegen. Spaghetti Bolognese an Bord, Regen während der ganzen Nacht.

Mittwoch, 29. Mai 2024

Buitenkaag . Leiden: 9,4 km
Fahrzeit: 1:10 h
Schleusen: 0
Brückenöffnungen: 4
Betriebsstunden: 1:10
Hafenkosten: 88 € (4 Nächte)

Gegen 9 Uhr hört der Regen auf, auch der Wind wird weniger und wir starten um 9:30 Richtung Leiden. Wieder werden die Brücken bei Annäherung bedient und um 10:40 sind wir da. Wir legen an der Zijlsingel an, wo wir auch 2020 gelegen haben. Die großen Kastanien am Ufer reichen tief hinunter und beim ersten Versuch geraten wir mit dem Mast in die Äste, Also wieder ablegen und zweiter Versuch mit gelegtem Mast.

Am Nachmittag stellen wir fest, dass bei dem zurzeit trüben Wetter der schattige Platz unter den Bäumen doch nicht so optimal ist und beschließen, uns einen Platz im Passantenhafen zu suchen, der allerdings sehr eng ist und sehr kurze Stege hat. Also nochmal durch eine Brücke, die Boxen im Hafen sind allerdings für uns zu schmal, aber der Hafenmeister zeigt uns einen Platz am Rand, der mit ein bisschen Rangieren erreichbar ist.

Für abends habe ich einen Tisch in der Brasserie de Poort gebucht, wo wir vor 4 Jahren schon lecker gegessen haben. Die haben ein schönes Konzept: Jeder sucht sich drei oder vier Gerichte aus der Karte aus, und die kommen dann zum Teilen nacheinander auf den Tisch.

Für mich müssen das zunächst 6 Austern sein, und dann erfreuen wir uns noch an 5 Leckereien, alles sehr geschmackvoll zubereitet, dazu ein fetter südfranzösischer Chardonnay „Patapouf“.

Donnerstag, 30. Mai 2024

Um 10 Uhr schwingen wir uns auf die Räder zum Museum Voorlinden. Wir fahren durch Wassenaar, einen Ort zwischen Leiden und Den Haag. Die Straße ist gesäumt von weitläufigen bewaldten Grundstücken und prachtvollen Villen, wie ich sie in dieser Anhäufung noch nie gesehen habe. Auf der Immobilienseite „Funda“ finden sich allein ca 30 Angebote für Villen in Wassenaar zwischen 3 und 8 Millionen Euro. Unser Ziel, das Museum Voorlinden, ist ein 2016 mitten im Landschaftspark eröffnetes Museum mit 4000 qm Ausstellungsfläche für moderne Kunst.

Zurzeit ist eine Ausstellung mit Werken von Alicja Kwade zu sehen.

Daneben eindrucksvolle Werke aus der ständigen Sammlung. Ein paar Impressionen:

Ein tolles Erlebnis, dieser Museumsbesuch, verbunden mit einem schönen Fahrradausflug!

Freitag, 31. Mai 2024

Morgens nutzen wir mal wieder die schon erwähnte Izi-Travel-App, um uns mit Audiokommentar durch Leiden führen zu lassen, wobei man immer ein paar noch unbekannte Dinge sieht.

Weil es so lecker war, essen wir abends noch mal in der Brasserie de Poort.

Samstag, 1. Juni 2024

Morgens gehen wir auf den Markt, den wir am Mittwoch schon kurz besucht haben. Die Blumenstände mit Pfingstrosen sind farbenprächtig.

Eine unglaubliche Auswahl an Obst, Gemüse, Fisch, Käse und anderen Delikatessen gibt es hier, und das in einem Land, von dem viele Deutsche immer noch glauben, es sei kulinarisch unterentwickelt.

Jutta ärgert sich, dass sie am Donnerstag die Ausgabe von 44 Euro für einen Katalog der Alicja-Kwade-Ausstellung gescheut hat. Ich bin einverstanden, dass wir noch einmal nach Voorlinden fahren, zumal die Strecke ja auch landschaftlich sehr schön ist. Mein Handy mit Google Maps auf dem Fahrradlenker bewährt sich wieder und führt uns sicher durch die manchmal ein bisschen komplizierte Route. Im schönen Restaurant von Voorlinden freut sich Jutta bei einem Citroen-Meringue-Törtchen über ihren Kauf.

Sonntag, 2. Juni 2024

Leiden – Ijsselmonde: 53 km
Fahrzeit: 6:30 h
Schleusen: 0
Brückenöffnungen: 12
Betriebsstunden: 6:00
Hafenkosten: 22 €

Die Fahrt beginnt mit einer Herausforderung: Wir liegen ganz hinten im Hafen in einer schmalen Box, und das Herausfahren ist Zentimeterarbeit mit Ruder, Bug- und Heckstrahlruder zwischen den Nachbarbooten. Ich bin dann, wie man sieht, auch ziemlich erleichtert.

Unser heutiges Tagesziel ist Gouda, und auf der Strecke sind insgesamt 21 Brücken. Unter 9 Brücken passen wir mit gelegtem Mast durch, die restlichen müssen für uns geöffnet werden, aber das funktioniert wieder mal sehr gut. Anmeldung über Funk ist nicht nötig, die Brückenwächter sehen uns über Video und wir haben kaum Wartezeiten.

Auch am Sonntag sind Berufsschiffe unterwegs und an der Hebebrücke Boskoop kommen uns beim Warten zwei Containerschiffe entgegen, die uns am Wartesteg ganz schön durchschaukeln.

In Gouda dann nach 5 Stunden Fahrt eine Enttäuschung: Die Werbetafel verkündet zwar „Welkom in Gouda“, aber die Brücke zur Stadt wird sonntags nur für die Berufsfahrt bedient.

Das steht zwar in meiner Wasserkarten-App irgendwo im Kleingedruckten, hatte ich aber glatt übersehen. Durch die große Gouweschleuse fahren wir also einmal rund um die Stadt zur anderen Zufahrt, aber die Schleuse dort hat eine Brücke, die wegen hohem Wasserstand nur 3,40 Meter Höhe hat, für uns also unpassierbar ist. So fällt Gouda für die Übernachtung also aus und wir fahren noch eindreiviertel Stunden weiter bis zur Mündung der Hollandsche Ijssel in die Nieuwe Maas, wo der WSV Ijsselmonde einen Passantesteiger hat. Der ist zwar wegen der vorbeifahrenden Berufsfahrt ein bisschen schaukelig, aber das ist uns jetzt auch egal.

Montag, 3. Juni 2024

Ijsselmonde – Dordrecht: 14,4 km
Fahrzeit: 1:40 h
Schleusen: 0
Brückenöffnungen: 2
Betriebsstunden: 1:40
Hafenkosten: 104 € (4 Nächte)

Die Pleite mit Gouda hat auch ihre guten Seiten, so haben wir heute nur noch eine kleine Fahrt von 15 Kilometern vor uns. Auf der Nieuwe Maas ist am Montag Morgen heftiger Verkehr und man muss schon bei der Ausfahrt aus dem Hafen gründlich auf das AIS schauen. Natürlich schaukelt es auf dem vielbefahrenen Fluss auch ganz ordentlich. Wir sind froh, als dann endlich die Dordrechter Grote Kerk, die neben der Hafeneinfahrt liegt, in Sicht kommt.

Die Brücke zum Dordrechter Hafen wird immer zur vollen und halben Stunde geöffnet, und für den Start um 9:00 hatten wir berechnet, dass wir bei unserer Standardgeschwindigkeit von 11-12 km/h kurz vor 10:30 da sein könnten, aber die Gegenströmung auf Nieuwe Maas und Noord lässt uns nur mit 8-9 km/h fahren, so dass wir erst um 10:40 da sind. Da wir aber die einzigen sind, können wir bequem am Wartesteiger vor der Brücke festmachen und um 11 Uhr in den Hafen fahren, in dem wir schon so oft gelegen haben. Der Hafenmeister gibt uns wunschgemäß einen Platz im hinteren Bereich und wir sind zufrieden. Neben uns liegt „De vloggende Bestemming“, das Boot von Kees Aantjes, der mit seinen Bootsreisen einen erfolgreichen Youtube-Kanal betreibt und hier in Dordrecht seinen Heimathafen hat. Sein Hund ChiKo ist immer dabei und sieht uns aufmerksam zu.

Montag/Dienstag/Mittwoch 4.-6. Juni 2024

Ruhige Tage in Dordrecht, das wir bei den letzten Besuchen immer beim Big-Rivers-Festival voll feierlustiger Menschen erlebt haben. Am Dienstag Abend die obligatorische leckere Pizza im „Otto e Mezzo“. Am Mittwoch Morgen fahren wir mit den Rädern zum Dordrechter Biesbosch-Zentrum, wo wir eine einstündige Fahrt mit einem Elektroboot durch den Biesbosch gebucht haben. Der Guide erzählt interessante Dinge über die Geschichte dieses Gebiets.

Das Häuschen ist kein Ferienhaus, sondern eine ehemalige Unterkunft für die Schilfarbeiter, die hier lebten. An den Ufern überall Spuren von Bibern, die seit einigen Jahren hier wieder heimisch sind.

Abends der ebenfalls obligatorische Besuch im Restaurant „De Stroper“ wo wir wieder das leckere 4-Gänge-Überraschungsmenü für 42,50 € wählen.

Donnerstag, 6. Juni 2024

Dordrecht – Drimmelen: 30,6 km
Fahrzeit: 3:35 h
Schleusen: 1
Brücken: 2, davon 2 zu öffnen
Betriebsstunden: 4:00
Hafenkosten: 34 €

Heute müssen wir wieder ein bisschen rechnen: Die Biesboschschleuse, durch die wir fahren werden, wird nur von 11-12 Uhr und dann wieder ab 14:30 Uhr bedient. Bis zur Schleuse sind es 20 Kilometer auf der Beneden Merwede, bei unserem Standardtempo von 11 km/h also knapp zwei Stunden. Im Moment haben die Flüsse aber viel Strömung und wir rechnen mal mit irgendwas zwischen 2 und3 Stunden, starten also um 9 Uhr in Dordrecht. Das klappt wie immer gut, um 8:55 öffnet der Hafenmeister die Ijzeren Brug im Hafen und um Punkt 9 Uhr wird die Engelenburger Brug zur Oude Maas hin geöffnet. Wir melden uns beim Sektor Dordrecht an und fahren entlang der Dordrechter Häuser in die Beneden Merwede.

Viel Verkehr heute Morgen und wieder viel Schaukeln, das heißt beim Steuern ständig korrigieren. Nach knapp zwei Stunden biegen wir im spitzen Winkel in die Nieuwe Merwede ein und kurz darauf in die Einfahrt zur Biesboschschleuse.

Die Schleuse ist gerade unterwegs und nach kurzer Wartezeit können wir einfahren und sind wenig später durch. Im Biesbosch ist das Tempolimit 9 km/h und so haben wir jetzt noch 1:15 Stunden gemächliche Fahrt durch ruhiges Wasser vor uns, welch ein Kontrast zur ersten Hälfte der heutigen Strecke.

Im Jachthafen Biesbosch legen wir wieder an der Passantenkade an, die keine Schwimmstege hat, weshalb man die Leinen nicht zu stramm legen darf, denn hier ist immer noch 20-30 cm Tidenhub.

Abends wollen wir dann wie immer den superleckeren Kibbeling der Vistaria Rijck essen, aber großer Frust: Die Vistaria hat zurzeit nur noch Samstag/Sonntag geöffnet. Der kleine Sparmarkt in der Nähe ist auch verschwunden. Jutta muss also mal wieder was aus den Vorräten zaubern, und das ist dann auch sehr lecker.

Freitag, 7. Juni 2024

Drimmelen – Heusden: 24 km
Fahrzeit: 2:45 h
Schleusen: 0
Betriebsstunden: 2:45
Hafenkosten: 63,90 € (2 Nächte)

Die kurze Strecke Drimmelen-Heusden ist immer angenehm zu fahren ohne Schleusen und Brücken, auch die vor ein paar Tagen noch starke Strömung der Maas ist wieder auf normale 1-2 km/h gesunken. Unterwegs begegnen wir wieder dem Boot, das wir vor einiger Zeit schon einmal gesehen haben: Ein Elektroboot, das sich auf Tragflügeln aus dem Wasser hebt.

Um diese Jahreszeit und zu dieser Tageszeit ist in Heusden natürlich ein schöner Platz am Steg 8 zu kriegen.

Nachmittags ein bisschen durchs Städtchen und abends dann meine ersten Spare Ribs des Urlaubs im Eetcafé Havenzicht.

Samstag, 8. Juni 2024

Morgens taucht ein Schwarm großer Ruderboote im Hafen auf. Da jeder nur ein Ruder bedient, ist die Synchronisierung gar nicht einfach.

Nachmittags kleine Fahrradtour. Wir fahren mit der Fähre, die wir sonst immer nur vom Boot aus sehen, diesmal als Passagier über die Maas.

Bei der Fahrt über den Deich müssen wir aufpassen, dass uns die heftigen Böen nicht runterwehen.An dieser Stelle wurde 1888 bis 1904 ein neues Flussbett für die Maas zwischen Heusden und der Amer gegraben und die alte Maas wurde zur „Afgedamde Maas“, einem toten Arm, der hier in einem Strandbad endet.

Abends wieder wie so oft in Heusden schöner Sonnenuntergang.

Sonntag, 9. Juni 2024

Heusden – Grave: 55 km
Fahrzeit: 6:10 h
Schleusen: 2
Betriebsstunden: 6:00
Hafenkosten: 22 €

Da wir heute eine längere Strecke haben, fahren wir um 8:25 los. Die Sonne scheint, aber es ist recht kühl. Wenig Verkehr auf der Maas. Um 11:10 sind wir an der Schleuse Lith, ich melde uns frühzeitig an und der Schleusenmeister sagt, das er auf uns warten wird. Die Schleuse steht offen, drei Boote sind schon drin. Hinter uns schließt sich das Tor und 10 Minuten später sind wir wieder draußen. Wir haben noch offen gelassen, ob wir vor der Schleuse Grave im Hafen „De Batavier“ übernachten oder bis Plasmolen durchfahren. Dann beschließen wir aber, mal den Jachthafen „De Stuw“ in Grave auszuprobieren, den uns Thommy Engel schon mal empfohlen hat. In die Schleuse Grave können wir nach kurzer Wartezeit einfahren und laufen um 14:35 im Hafen ein. Ein sehr freundlicher Hafenmeister empfängt uns, zeigt uns einen gut zu erreichenden Liegeplatz und hilft beim Festmachen. Sehr schöne Duschen, ein netter kleiner Ort, ein Anlegebier in der Gaststätte „Maasport“ mit Terrasse an der Maas: Die Entscheidung, hier zu bleiben war gut!

Montag, 10. Juni 2024

Grave – Plasmolen: 14 km
Fahrzeit: 1:30 h
Schleusen: 0
Betriebsstunden: 1:30
Hafenkosten: 87 € (3 Nächte)

Die ganze Nacht wehte ein kräftiger Wind mit 4-5 Beaufort, dazu ausgiebiger Regen. Wir starten um 10 Uhr und legen um 11:30 in Plasmolen an. Der Hafen wirkt ausgestorben, Wind und Regen bleiben uns auch bis zum späten Nachmittag erhalten. Um 18 Uhr gehen wir zum Abendessen zum Pannekoekenbakker. Die meisten Restaurants hier öffnen erst zum Wochenende. Die Pannekoeken sind nicht schlecht, aber auch nicht so ganz unser Ding.

Dienstag, 11. Juni 2024

Heute holt uns wieder mein Bruder mit dem Auto nach Kleve ab, wo wir wieder die wunderbare Grillage-Torte zum Kaffee bekommen. Danach fahren wir nach Kalkar, wo Günther am Rathaus zwei seiner fantastischen schwebenden Edelstahlwürfel angebracht hat.

Auf einem Balkon sitzt seelenruhig ein Raubvogel (Falke?).

Abendessen in Kleve im türkischen Restaurant Cömce, sehr lecker.

Mittwoch, 12. Juni 2024

Wir fahren mit den Rädern nach Nijmegen. Die Strecke geht 15 Kilometer auf schmalem Fahrradweg fast nur durch Wald, sehr schön. Während meiner Jugend in Kleve war Nijmegen als nächste Großstadt immer „die große weite Welt“, inzwischen hat es doch einwenig seinen Reiz verloren. Im Krieg wurde durch einen Bombenangriff der Amerikaner die Innenstadt weitgehend zerstört und in den 60er Jahren im banalen Nachkriegsstil wieder aufgebaut, deshalb kann Nijmegen nicht mit reizvollen Städten wie Leiden, Haarlem oder Maastricht mithalten. Bis heute hat Nijmegen es auch nicht geschafft, einen brauchbaren Passantenhafen einzurichten.

Donnerstag, 13. Juni 2024

Plasmolen – Leukermeer: 32 km
Fahrzeit: 3:55 h
Schleusen: 1
Betriebsstunden: 3:15
Hafenkosten: 50 € (2 Nächte)

Wir starten um 9:35. Auf der Maas bei Cuijk sind einige Schiffe mit blauen Tafeln unterwegs, das heißt für auch für Freizeitboote Steuerbord-Steuerbord-Begegnung.

Um 11:30 sind wir an der Schleuse Sambeek. Kurze Wartezeit, dann hinter einem Berufsschiff mit drei Yachten in der Schleuse und um 12:10 wieder draußen.

Die reguläre Zufahrt zum Leukermeer ist immer noch wegen Baggerarbeiten gesperrt, also fahren wir wieder bei km 138 in das Hochwasser-Ausgleichsbecken. Die Fahrrinne zwischen Sandbänken ist mit kleinen roten und grünen Tönnchen markiert, die man von weitem kaum erkennt, alles ziemlich unübersichtlich. Ein Sandfrachter versperrt uns die Sicht auf die weiteren Tönnchen und wir fahren ein Stück weit in einer Fahrrinne, die eigentlich für die Frachter gedacht ist. Macht aber nichts, kurz darauf sind wir wieder auf dem richtigen Weg und legen im Leukermeer wieder an unserem Lieblingssteg an.

Freitag, 14. Juni 2024

Es ist kühl, aber trocken und wir machen eine Fietstour rund um das Reindersmeer und schauen uns nochmal die gewaltigen Ausbaggerungen für die Hochwasserbecken an. Abendessen in der Bosbrasserie in de Sluis, immer wieder lecker und preiswert.

Samstag, 15. Juni 2024

Leukermeer – Venlo: 30 km
Fahrzeit: 3:10 h
Schleusen: 0
Betriebsstunden: 3:10
Hafenkosten: 19,50 €

Ziemlich windig heute, wir starten um 9 Uhr. Diesmal wollen wir nicht im Stadthafen anlegen, sondern im WSV-Hafen, wo wir auch schon häufig waren. Der Hafenmeister schickt uns auf Liegeplatz H2, wir freuen uns, denn da haben wir schon öfter gelegen und da kann man auch bei Wind gut anlegen.

Eine junge Frau steht am Steg und bietet Jutta an, beim Anlegen zu helfen. Jutta wirft ihr die Vorleine zu, sie fängt die Leine und lässt dabei ihren Schlüsselbund ins Wasser neben dem Steg fallen. Große Aufregung und Tränen! Beim Hafenmeister wird ein großer Magnet organisiert und der Freund der jungen Frau fischt mit dem Magneten nach den Schlüsseln. Nach 15 Minuten große Freude, der Schlüsselbund hängt am Magneten.

Nachmittags mit den Rädern nach Venlo, Einkauf im Delikatessenmarkt Benders und das leckere Zwarte Kip im Restaurant.

Sonntag, 16. Juni 2024

Leukermeer – Wessem: 37 km
Fahrzeit: 4:15 h
Schleusen: 2
Betriebsstunden: 4:45
Hafenkosten: 0 € (Einladung)

Um 8:45 Uhr geht es los, eine Stunde später sind wir nan der Schleuse Belfeld und 15 Minuten später schon durch. Um 12 Uhr an der Schleuse Heel, auch hier können wir direkt einfahren und sind nach 20 Minuten durch, alles heute ohne Probleme.

Um 13 Uhr sind wir in Wessem, wo wir mit unseren Bootsfreunden Theo und Beate verabredet sind. Die liegen seit ein paar Jahren hier im Jachthafen Schippersdock und helfen beim Anlegen, es ist doch ziemlich windig heute. Ein schöner Abend bei uns an Bord mit guten Gesprächen.

Montag, 17. Juni 2024

Wessem – Maastricht: 44 km
Fahrzeit: 5:55 h
Schleusen: 2
Betriebsstunden: 5:30
Hafenkosten: 0 € (Heimathafen)

Wie in jedem Jahr fahren wir zum Abschluss der Reise zu Tullemans, um den Tank fürs nächste Jahr voll zu machen. Aber großer Schreck, zum ersten Mal kommen wir nicht an die Tankstelle heran, weil davor ein 80 Meter langer Frachter liegt. Jutta nimmt Kontakt mit einem Matrosen auf, sie bunkern Frischwasser und das soll noch mindestens eine Dreiviertelstunde dauern. Der Kapitän ruft uns aber zu, wir könnten hinter dem Bunkerschiff anlegen. Dort ist es ziemlich eng, aber wir wagen es und sowohl die Einfahrt wie auch rückwärts heraus klappt gut.

Ich melde uns bei der Schleuse Maasbracht an, das Tor ist schon offen und die Schleusenmeisterin sagt, wir sollen nach dem Berufsschiff, das noch einen Kilometer entfernt ist, einfahren. Ein paar Minuten später ruft sie mich über Funk und meint, wir sollten schon einfahren und bis ganz vorne duchfahren. Damit haben wir allerdings im letzten Jahr ganz schlimme Erfahrungen gemacht und ich teile ihr mit, dass ich doch lieber warte und hinter dem Frachter in die Schleuse fahre. So machen wir es und liegen ruhig und sicher an den letzten beiden Schwimmpollern hinter der Vreeland, die uns für den Rest der Reise bis Maastricht begleiten wird. Defekte Schwimmpoller sind mit einem roten Fähnchen markiert, was man aber manchmal von unten in 10 Metern Höhe schlecht erkennen kann.

Um 11:55 sind wir an der Schleuse Born. Die Vreeland ist etwas schneller gefahren als wir und liegt schon in der Schleuse, ich melde uns frühzeitig an und der Schleusenmeister wartet, bis wir da sind. Beim Verlassen der Schleuse muss man hier sofort wieder auf Kanal 10 schalten und sich beim Verkehrsregelungsboot „Sprinter“ anmelden, weil die nächsten 3 Kilometer wegen der defekten Spundwand Einbahnverkehr mit 6 km/h ist. Wir warten 20 Minuten und fahren dann hinter der Vreeland durch die Baustelle.

Gegen 15 Uhr nähern wir uns Maastricht und legen um 15:20 im Heimathafen an.

Eine schöne, spannende und abwechslungsreiche Tour von sechs Wochen geht zu Ende. Wir haben neue Städte und neue Häfen kennengelernt, das Wetter war in Ordnung. Es hätte natürlich ein bisschen wärmer sein können , aber wir hatten wenig Wind und Regen und haben auch viel mit den Fahrrädern unternommen. Vorteil der frühen Jahreszeit war in jedem Fall, dass es nirgendwo überfüllt war, wir haben in allen Häfen problemlos einen Liegeplatz bekommen und mussten auch in den Schleusen nie warten.

Ein bisschen Statistik

684 Kilometer sind wir in diesem Urlaub gefahren.
43 Tage waren wir unterwegs.
19 Schleusen haben wir passiert.

46 Brücken wurden für uns geöffnet
5,9 Liter Diesel haben wir pro Stunde verbraucht, gesamt 447 Liter für 680 Euro.
1046 € haben wir an Hafengebühren bezahlt
.