Nachdem wir die große Sechs-Wochen-Tour 2024 schon im Mai/Juni gemacht haben, wollen wir zum Saisonabschluss nochmal eine Woche mit dem Boot losfahren. Der Juliana-Kanal ist bis April 2025 wegen Bauarbeiten gesperrt, und so beschließen wir, eine kleine Rundreise durch Belgien über Zuidwillemsvaart, Kanal Bocholt-Herentals und Albertkanal zu machen.
Freitag, 6. September 2024
Maastricht – Tongerlo: 37 km
Fahrzeit: 4:30 h
Schleusen: 1
Betriebsstunden: 4:15 h
Hafenkosten: 0 €
Wir starten um 9:15 in unserem Hafen und sind 30 Minuten später an der Schleuse Bosscherveld. Zusammen mit einer Yacht, die gerade aus dem Bassin gekommen ist, warten wir auf zwei Berufsschiffe, die vor uns in die Schleuse sollen.
Lustig: Mit der Marjolein werden wir fünf Tage später in Lanaye, der letzten Schleuse der Fahrt, wieder zusammen liegen. Alles in allem brauchen wir eine Stunde für die Schleusung. Auf den ersten Kilometern fahren die beiden Frachtschiffe vor uns nur mit 5-6 km/h, warum auch immer. Schließlich können wir dann doch überholen und um 13:45 sind wir am Anleger Tongerlo, der komplett leer ist. Kurz nach uns kommen dann vier Boote aus dem WSV De Maasvogels, der im gleichen See wie unser Hafen liegt, eine ziemlich laute Männergesellschaft, die sich dann aber rasch in die Kneipe verzieht und dort bis zum späten Abend bleibt.
Im Internet hatte ich sehr gute Rezensionen zu einem Thai-Restaurant im Ort gelesen, aber als wir uns das dann mal ansehen wollen, entpuppt es sich als kleines Take-Away, das außerdem heute geschlossen ist. Direkt am Steg ist aber eine Kneipe mit Terrasse, und da gönnen wir uns eine Portion Spaghetti Bolognese, die ganz okay ist. Die Herren haben sich nach ausgiebigem Bierkonsum zum Dartspiel in den Gastraum verzogen, und so haben wir noch einen ruhigen Abend auf dem Achterdeck.
Samstag, 7. September 2024
Tongerlo – Zilvermeer: 42 km
Fahrzeit: 4:30 h
Schleusen: 3
Betriebsstunden: 4:24 h
Hafenkosten: 54 € (2 Nächte)
Um 9:20 legen wir ab. Hinter Bocholt biegt die Zuidwillemsvaart nach rechts ab Richtung Weert/Niederlande, wir fahren links auf den Kanal Bocholt-Herentals. Der erinnert mit seinen alten Baumreihen sehr an die Kanäle im französischen Burgund.
Auch am zweiten Tag müssen wir wegen der vielen Brücken, die hier nur 5-6 Meter hoch sind, mit gelegtem Mast fahren.
Nach 37 Kilometern geruhsamer Kanalfahrt erreichen wir die Schleusen des heutigen Tages. Die Schleusen Mol1, Mol2 und Mol3 sind 1920 gebaut und im Originalzustand. Sie liegen je einen Kilometer auseinander, haben einen einen Höhenunterschied von jeweils 4,30 Meter und sind nur 55 Meter lang und 7,50 Meter breit, also nur für kleinere Schiffe geeignet. Es gibt keine Poller in der Wand, nur oben auf dem Rand, man braucht also lange Leinen.
Nur an der ersten Schleuse melden wir uns über Funk an, an den nächsten beiden können wir sofort einfahren. Kurz nach der dritten Schleuse kommt eine große Kanalkreuzung, wir biegen links ab und kurz darauf ist schon die Einfahrt zum Zilvermeer. Jutta ruft den Hafenmeister an und wir können direkt am Außensteg in eine geräumige Box fahren. Die Sonne scheint und es ist so warm, dass wir unsere Badeleiter raushängen und erstmal schwimmen gehen.
Port Adventure ist ein sehr gepflegter Hafen mit einem schönen Hafencafé, in dem wir uns zum Abendessen zwei leckere Hamburger mit Westmalle Dubbel gönnen.
Am Sonntag hat es leider ziemlich abgekühlt. Wir fahren mit den Fietsen nach Mol zu einem riesigen Delhaize und kaufen ein bisschen was ein. Mittags müssen wir das Boot noch drehen, weil der Wind jetzt ziemlich stark von achtern kommt und einen Aufenthalt auf dem Achterdeck unmöglich macht. Nachmittags fahren wir mit den Rädern zu den drei Schleusen, die wir gestern passiert haben.
Montag, 9. September 2024
Zilvermeer – Hasselt: 39 km
Fahrzeit: 3:25 h
Schleusen: 0
Betriebsstunden: 3:25 h
Hafenkosten: 30€ (2 Nächte)
Um 9:15 geht es los. Zunächst geht es 15 Kilometer auf dem Kanaal Dessel-Kwaadmechelen schnurstracks geradeaus. Bei den drei Kanälen, die wir jetzt befahren haben, gibt es immer direkt am Ufer einen „Jaagpad“ (Treidelweg), der sich für schöne Radtouren eignet. Dann geht es auf den Albertkanal, der Antwerpen mit Lüttich verbindet . Da hier große Schiffe fahren, sind die Brücken mindestens 7 Meter hoch und wir können wieder mit stehendem Mast fahren. Viele Brücken in Belgien sind liebevoll mit Blumenkästen dekoriert.
Um 12:30 biegen wir vom Albertkanal in den kurzen Kanal zum Stadthafen von Hasselt ein und können am langen Passantensteg als einziges Boot anlegen.
Der Jachthafen von Hasselt ist in den letzte Jahren sehr aufwändig neu gestaltet worden und ist jetzt Mittelpunkt eines eleganten neuen Viertels „Quartier Bleu“. Mit 15 Euro pro Nacht ist die Liegegebühr sehr preiswert und die Dusche kostet zwar einen Euro, ist dafür aber sehr komfortabel. In der Hochsaison könnte eine Dusche für den ganzen Hafen allerdings etwas wenig sein.
Am Nachmittag erkunden wir Hasselt und es gefällt uns gut: Eine mittlere Stadt (80.000 Einwohner) mit einem kompakten Kern und vielen überwiegend kleinen Geschäften und wenig Leerstand.
Abends essen wir im „Taste of India“ sehr leckere Tandoori-Gerichte.
Hasselt ist nicht nur die Hauptstadt der belgischen Provinz Limburg, sondern auch berühmt für seinen Jenever. Um 1800 erzeugten 22 Brennereien jährlich 11500 Hektoliter Jenever. Heute sind noch zwei aktiv, aber man kann sich über die Geschichte der Jeneverindustrie sehr anschaulich informieren im Jenevermuseum. Sehr empfehlenswert und preiswert, im Eintrittspreis von 7 Euro ist auch noch ein Probiergläschen zum Abschluss enthalten.
Weil es so lecker war, gehen wir abends noch mal ins „Taste of India“ essen.
Mittwoch, 11. September 2024
Hasselt – Maastricht: 41 km
Fahrzeit: 5:35 h
Schleusen: 4
Betriebsstunden: 4:48 h
Auf unserer letzten Etappe haben wir direkt zu Beginn drei große Schleusen von jeweils 10 Metern Höhe, Hasselt, Diepenbeek und Genk. In der Waterkaarten-App habe ich gesehen, dass heute in der Schleuse Diepenbeek von 9 bis 15 Uhr Brückenarbeiten anstehen, die zu Verzögerungen führen können. Das wollen wir vermeiden und starten deshalb schon um 7:15 Uhr, um vor 9 Uhr durch Diepenbeek zu sein. Mein aktives AIS bewährt sich wieder einmal: Als wir noch zwei Kilometer vor der ersten Schleuse Hasselt sind, meldet sich der Schleusenmeister, der uns im AIS gesehen hat, über Funk bei uns und sagt, er habe einen großen Tanker in der Schleuse, werde aber noch auf uns warten. 15 Minuten später schließt sich hinter uns das Tor und wir können dank Schwimmpoller bequem schleusen.
Durch die nächsten beiden Schleusen fahren wir dann im Konvoi mit dem 110-Meter-Tanker ohne Verzögerung.
Kurz vor Maastricht bei Kanne muss der Alberkanal durch die Mergelberge und man kann nur staunen über die unglaublichen Leistungen beim Bau in den 1920er Jahren.
Dann kommt die letzte Schleuse „Lanaye“ in Sicht, wir fahren in die neue und größte Kammer 4 ein, wo schon zwei Frachtschiffe und drei Jachten liegen. Fast 15 Meter geht es abwärts, dank Schwimmpollern aber ohne Stress. Kurz darauf legen wir bei strahlender Sonne im Heimathafen an.
159 Kilometer sind wir auf dieser Tour gefahren.
6 Tage waren wir unterwegs.
8 Schleusen haben wir passiert.
84 € haben wir an Hafengebühren bezahlt.