Sommer 2020: Katwijk aan Zee

Dienstag, 30. Juni 2020
Maastricht – Maasbracht

Maastricht-Maasbracht: 40km
Fahrzeit: 4:50 h
Schleusen: 2
Brücken: –
Betriebsstunden: 4:12 h / 92,0
Hafenkosten: 21,50 €

Um 8:50 Uhr legen wir in der Marina Maastricht ab, herzlich verabschiedet von unseren Nachbarn Monique und Jos. An der Servaasbrug legen wir zum ersten Mal im praktischen Einsatz unseren Mast mit dem in den letzten zwei Wochen neu installierten elektrischen Linearantrieb und das funktioniert natürlich ohne Probleme. Im Julianakanal kaum Freizeitboote, aber viel Berufsfahrt.

Um 11:10 sind wir an der Schleuse Born, können nach kurzer Wartezeit um 11:30 mit drei Berufsschiffen einfahren und sind nach zwanzig Minuten 12 Meter tiefer schon wieder draußen.

Wunderbar, dass wir uns während der Fahrt dank unseres Inverters mit frisch gebrühtem Espresso stärken können.

Die Brücke, über die wir von 2012 bis 2016 so oft zu unserem alten Hafen Ohé en Laak gefahren sind:

In der Schleuse Maasbracht haben wir auch nur ganz kurze Wartezeit, dann gehen beide Kammern runter, rechts mit großem Containerschiff.

Bei der Ausfahrt gibt die „Lucienne D“, ein 85m-Frachtschiff, das vor uns liegt, rücksichtslos Vollgas und wirbelt mit ihrem Schraubenwasser die Schleuse so durch, dass wir uns nur mit Mühe an der Wand halten können.Das muss nicht sein!
Um 13:40 legen wir in Maasbracht an, dank heftigem Seitenwind mit einem kleinen Kratzer am Rumpf. Ansonsten ist der Hafen heute ziemlich leer. Abendessen griechisch im El Greco, direkt am Hafen.

Mittwoch, 1. Juli 2020
Maasbracht – Venlo

Maasbracht-Venlo: 37,6 km
Fahrzeit: 4:35 h
Schleusen: 2
Brücken: –
Betriebsstunden: 4:12 h / 96,2
Hafenkosten: 15,50 €

Die ganze Nacht hat es geregnet. Gut für die Natur, im Urlaub weniger erwünscht.

Um 9:45 hat es dann aber fast aufgehört, und wir fahren rüber zur Schleuse, um bei Tullemanns Oliehandel wie immer vor der Fahrt nochmal vollzutanken. 1,07 € kostet der Liter Diesel, und nach dem Winter brauchen wir nur 145 Liter, um den 720-Liter-Tank wieder zu füllen.

Um 10:00 Uhr geht es dann los, um 10:20 sind wir an der Schleuse Heel, nach kurzer Wartezeit öffnet sich das Tor, wir können einfahren und werden dann ganz alleine geschleust.

Die Strecke maasabwärts kennen wir ja schon seit acht Jahren mit unseren Booten, die bietet also nichts Neues, ist aber zum entspannten Start in den Urlaub immer schön. Bei den seilgebundenen Fähren, die den Fluss kreuzen, muss man natürlich aufpassen, denn die haben immer Vorfahrt und warten nur auf Berufsschiffe, nicht auf Freizeitboote.

Heute bläst der Wind wieder recht kräftig mit 4-5 Beaufort, das ist beim Anlegen und in der Schleuse recht unangenehm. Von 12:50 bis 13:25 liegen wir in der Schleuse Belfeld, die erste Schleuse auf unserem Weg ohne Schwimmpoller, so dass man die Leine umstecken muss, was bei kräftigem Wind auch trickreich sein kann. Danach ist es nur noch eine knappe Stunde bis Venlo, wo wir am Steg H2 anlegen.

Nach dem Anmelden noch ein kräftiger Regenschauer, dann Wechsel zwischen Sonne und Wolken. Im WSV-Hafen Venlo liegen wir immer wieder gern, sehr gut organisiert, freundliche Hafenmeister und ein schönes Restaurant mit toller Aussicht über den ganzen Hafen, in dem wir auch heute Abend essen.

Zum Abschluss gibt’s noch einen fabelhaften Sonnenuntergang und Jutta ist wieder mal fasziniert von der Containerlogistik.

Donnerstag, 2. Juli 2020
Venlo – Leukermeer

Venlo-Leukermeer: 25,7 km
Fahrzeit: 2:20 h
Schleusen: –
Brücken: –
Betriebsstunden: 2:24 h / 98,6
Hafenkosten: 18,75 €

Um 9:10 legen wir in Venlo ab, bei wenig Wind, Sonne mit Wolken und 19 Grad. Heute haben wir eine entspannte Strecke von nur 25 Kilometern ohne Schleusen. Um 11:30 biegen wir von der Maas in die Einfahrt zum Leukermeer ab und fahren durch die Brücke in den Hafen ‚t Leuken ein.

Im Hafen sind viele freie Plätze, bisher haben sich die Befürchtungen jedenfalls nicht erfüllt, dass wegen Corona die Häfen überfüllt sein würden durch Urlauber, die vom Flugurlaub auf Bootsurlaub umgestiegen sind. Leukermeer in diesem Jahr: Was für ein Kontrast zu den letzten Jahren. Hier war immer Rummelplatz auf dem Wasser, laute Musik, schnelle Boote, lautstarke Animation am Campingplatz gegenüber. In diesem Jahr dagegen nichts als Ruhe.
Zum Abendessen selbst gemachte Hamburger und Leffe.

Abendstimmung im Leukermeer

Freitag, 3. Juli 2020
Leukermeer – Plasmolen

Leukermeer – Plasmolen: 32,8 km
Fahrzeit: 3:24 h
Schleusen: 1
Brücken: –
Betriebsstunden: 3:24 h / 102,0
Hafenkosten: 21,05 €

Es ist kühl geworden, 15 Grad, aber nur wenig Wind. Jutta holt fürs Frühstück wieder mit der Fiets die leckeren dunklen Brötchen im kleinen Camping-Supermarkt, dann legen wir um 9:45 ab. In einer Stunde sind wir an der Schleuse Sambeek und können direkt hinter einem Berufsschiff einfahren. Bei der Ausfahrt kommt uns ein großer Frachter entgegen, zeigt die blaue Tafel und wir passieren Steuerbord an Steuerbord.

15 Minuten hat die Schleusung nur gedauert, und anderthalb Stunden später sind wir an der Stelle, wo wir rechts zum Mookerplas abbiegen müssen.

Vor der Brücke müssen wir den Mast legen, schön, dass das jetzt elektrisch funktioniert und Jutta nicht mehr nachhelfen muss!

Um 13:10 legen wir in Plasmolen an. bei 19 Grad und einer Mischung aus Sonne, Wolken und Wind. In diesem Hafen waren wir schon so oft wie in keinem anderem.

Abends fahren wir mit den Rädern zum Restaurant „Dolfijn“, das am Kanal Maas-Mookerplas liegt und genehmigen uns eine Portion Kibbeling Met Friet bei schönstem Sonnenschein auf der Terrasse direkt am Wasser.

Samstag, 4. Juli 2020
Plasmolen – Gouden Ham

Plasmolen – Gouden Ham: 32,1 km
Fahrzeit: 3:35 h
Schleusen: 1
Brücken: –
Betriebsstunden: 3:18 h / 105,3
Hafenkosten: 15,00 €

Ein trüber Tag, mit 16 Grad nicht sehr sommerlich. Jutta holt dunkle Brötchen im Campingladen, um 9:45 fahren wir los. Viel Wind und leichter Regen während der ganzen Fahrt. Um 11:15 sind wir an der Schleuse Grave. Da braucht man immer viel Zeit, weil diese Schleuse als einzige der Maas-Schleusen nur eine Kammer hat. Als wir ankommen, ist gerade ein 110-Meter-Frachter auf dem Weg zu uns nach oben. Nach 20 Minuten öffnet sich das Schleusentor und der Frachter fährt an uns vorbei.

Mit drei anderen Booten werden wir geschleust und sind um 12 Uhr wieder auf der Maas. Ein kleines Boot überholt uns und fährt dann sehr mutig in der Mitte des Flusses einem 135-Meter-Containerschiff entgegen. Das sieht aus unserer Perspektive sehr riskant aus, der Frachter fährt aber so weit rechts, dass es keine Probleme gibt.

Um 13:20 sind wir am Gouden Ham, wo wir im letzten Jahr weit hinten durch „in der Pampa“ am Ufer gelegen haben. Diesmal beschließen wir angesichts des windigen und regnerischen Wetters direkt vorne im Hafen anzulegen. Wir dürfen direkt an der Einfahrt am Meldesteiger festmachen, sehr bequem, wenn auch ein bisschen unruhig durch die vorbeifahrenden Boote. Im Hafen gibt es eine gezellige Vereinskneipe, wo wir unser Early-Evening-Bier zu uns nehmen, für 1 Euro das Glas.

Zum Abendessen wird diesmal an Bord gekocht, Pasta mit Tomaten, Kapern und Mozzarella.

Sonntag, 5. Juli 2020
Gouden Ham – Heusden

Gouden Ham – Heusden: 37,8 km
Fahrzeit: 3:37 h
Schleusen: 1
Brücken: –
Betriebsstunden: 3:48 h / 109,1
Hafenkosten: 2 x 21,60 €

Eigentlich wollten wir heute über die Waal nach Woudrichem fahren. Angesichts des 5-6 Beaufort starken Winds und der weiteren Wetteraussichten haben wir aber ein bisschen umdisponiert. Wir werden Dordrecht vorziehen und dann zwei bis drei Tage später in Katwijk sein in der Hoffnung, dass das Wetter dann besser wird. Deshalb fahren wir heute nun bis Heusden und dann morgen oder übermorgen nach Dordrecht weiter. Heute ist das bisher schlechteste Wetter, starker Wind, dichte Wolken, alles Grau in Grau und auf der ganzen Fahrt dauerhafter Nieselregen. Die drei Scheibenwischer leisten gute Dienste.

Um 9:40 fahren wir los, und um 10:30 sind wir an der Schleuse Lith, wo wir direkt einfahren können, zusammen mit einem weiteren Boot und einem Rijkswaterstaat-Schiff. Nach 8 Minuten sind wir schon wieder draußen, toll. Hier ließ sich im letzten Jahr unser Motor in der Schleuse nicht mehr starten, seitdem haben wir das Problem nie wieder gehabt. Um 13:20 sind wir in Heusden und bekommen einen tollen Liegeplatz direkt an der Stadtmauer, von dem aus wir in zwei Minuten zu Fuß mitten in der Stadt sind.

Heusden ist zwar sehr touristisch, aber immer wieder schön, deshalb beschließen wir nach einem kleinen Stadtrundgang, morgen einen Ruhetag hier einzulegen und erst am Dienstag weiter nach Dordrecht zu fahren.

Mittags klart das Wetter auf, die Sonne kommt raus und wir machen einen Rundgang durchs Städtchen. Es ist Sonntag, und trotz Corona ist Heusden gut besucht. Überall gibt es Regeln und Wegweise, auch bei der tollen Eisdiele, die wir schon kennen, ist der Besucherverkehr geregelt.

Nach der trüben Fahrt heute Morgen gönnen wir uns heute Abend ein Dreigängemenü im „De verdwaalte Koogel“, sehr lecker, ein Keuzemenu mit dreifach-Auswahl für jeden Gang. Zwei Menüs, ein Flasche Wasser und eine Flasche Chardonnay de l’Ardeche, Alles zusammen genau 100,00 €.

Montag, 6. Juli 2020
Heusden

Heute ist wieder ziemlich durchwachsenes Wetter, immer noch sehr windig, 5-6 Beaufort, nur 16 Grad, immer wieder Regenschauer, aber zwischendurch auch immer wieder Sonne.

Wir machen uns einen ruhigen Tag, gehen spazieren, und das Städtchen macht heute einen ganz anderen Eindruck als gestern: Sehr ruhig, kaum was los. Die meisten Geschäfte und Restaurants sind am Wochenanfang geschlossen, viele öffnen überhaupt nur am Wochenende.
Die Aussicht vom Achterdeck ist wirklich schön:

Nach dem Abendessen (heute an Bord) noch ein toller Sonnenuntergang.

Dienstag, 7. Juli 2020
Heusden – Dordrecht

Heusden – Dordrecht: 42,2 km
Fahrzeit: 4:25 h
Schleusen: 1
Brücken: 1
Betriebsstunden: 4:06 h / 113,2
Hafenkosten: 2 x 25,94 €

Heute wollen wir nach Dordrecht fahren. Es ist morgens nur 14 Grad, aber kein Wind und durch die Sonne wird es schnell etwas wärmer, man wird ja bescheiden. Um 9:20 geht’s los durch die Afgedamte Maas, immer wieder landschaftlich sehr schön. Um 10:30 sind wir an der Wilhelminasluis und können, nachdem ein Pulk von Freizeitbooten herausgekommen ist, mit drei anderen Boote schnell einfahren. Diese Schleuse ist mit ihrem „Fachwerkgebälk“ ziemlich einzigartig, ist aber eine reine Hochwasserschleuse, so dass nach dem Schließen des Einfahrttores das Ausfahrttor ohne Höhenunterschied sofort aufgeht.

Vorbei an Woudrichem, wo wir eigentlich übernachten wollten, und dann raus auf die Waal. Inzwischen ist wieder kräftig Wind, und wir dürfen wieder ausgiebig Wellenreiten. Immer wieder ein bisschen Abenteuer, auf diesem riesigen breiten Fluss zwischen den gewaltigen Frachtschiffen zu fahren.

Die Waal heißt ab Gorinchem Merwede und gabelt sich dann in die Nieuwe und die Beneden Merwede. Am Ufer liegen zahlreiche Werften, wo riesige Schiffe gebaut werden, unter anderem dieses seltsame Exemplar (was man hier sieht, ist der Bug!).

Auf der Beneden Merwede fahren wir nun bis Dordrecht. Hier, an der verkehrsreichsten Flusskreuzung Europas, kommen die Beneden Merwede, die Noord und die Oude Maas zusammen. Der Verkehr wird hier von der Sektorkontrolle Dordrecht geregelt, bevor man die Kreuzung erreicht, meldet man sich über Funk an und erhält die entsprechenden Anweisungen.

Wir passieren die Häuser mit der schönsten Aussicht Dordrechts.

Die Einfahrt zum Hafen wird zurzeit umgebaut und ist ziemlich eng, wir haben Glück und können als erstes Boot noch während der Wartezeit festmachen, vier andere müssen vor der Einfahrt dümpeln. Wir haben nochmal Glück und die Brücke zum Hafen wird nach zweistündiger Mittagspause nur zehn Minuten nach unserer Ankunft geöffnet.

Während wir vor der Eisenbrücke in der Hafenmitte auf die Öffnung warten, spielt sich hinter uns ein Drama ab, als in einem Plastikboot aus Düsseldorf die Steuerfrau beim Versuch verzweifelt, gegen den inzwischen wieder stärkeren Wind in eine Box einzufahren. Immer wieder hallt durch den Hafen der Schrei: Ich kann das nicht! Wir kriegen einen Platz auf der rechten Seite, direkt vor den schönen Häuschen am Hafen.

Sogar die Groote Kerk von Dordrecht hat sich heute einen Heiligenschein zugelegt.

Wir liegen direkt vor der wunderbaren Pizzeria „Otto e Mezzo“ und essen natürlich heute Abend die ausgezeichnete und dabei noch preiswerte Pizza. (Das auf Juttas Pizza ist nicht etwa Sahne und Schokolade, sondern Geitekaas und Balsamico)

Mittwoch, 8. Juli 2020
Dordrecht

Das Wetter bleibt sich treu: kalt und regnerisch, aber heute zumindest nicht viel Wind. Ansonsten beginnt der Tag gut: mit den leckeren Brötchen aus der Traditionsbäckerei Nobels an der Groote Kerk, von Jutta besorgt. Nach dem Frühstück laufen wir ein bisschen durch die Stadt und sind zur Öffnung um 11 Uhr am Dordrechts Museum, das Jutta im vorigen Jahr sehr begeistert hat. In diesem Jahr gibt es neben der ständigen Sammlung niederländischer Meister eine Ausstellung „Slow Fashion“ mit 50 Beispielen von Mode aus den letzten 150 Jahren und eine große Ausstellung mit Werken von Willem Bastian Tholen (1860-1931) unter dem Titel „Een gelukkige natuur“. Ein Maler, den wir bisher nicht kannten, der aber wirklich wunderbare Gemälde der niederländischen Landschaft erschaffen hat. Auch sehr interessant: Der Dordrechter Maler Jaap Schlee (1948-2016), der nur mit Bleistift und Radiergummi sehr realistische Bilder mit unglaublichen Schattierungen erzeugt.
Gegen Abend zeigt sich die Sonne ein wenig und wir spazieren nochmal durchs Städtchen zum Restaurant „De Stroper“, wo wir einen schönen Tisch am Fenster mit Blick auf die Gracht reserviert haben. Hier haben wir letztes Jahr schon gut gegessen, und auch diesmal werden wir nicht enttäuscht. Ein Viergänge-Überraschungsmenü für 32,50, sehr fein zubereitet mit intensiven Geschmacksnoten und Texturen. Was mir gut gefällt: Statt teurem Mineralwasser bietet man hier selbst abgefülltes und speziell gefiltertes Wasser, gekühlt und mit oder ohne Kohlensäure in 0,75l-Flaschen für preiswerte 2,50 € an.

Donnerstag, 9. Juli 2020
Dordrecht – Gouda

Dordrecht – Gouda: 34,2 km
Fahrzeit: 3:45 h
Schleusen: 1
Brücken: 1
Betriebsstunden: 3:48 h / 117,0
Hafenkosten: 2 x 22,80 €

Wegen des Umbaus der Hafeneinfahrt gibt es nicht mehr wie bisher feste Öffnungszeiten der Brücke, ich vereinbare also telefonisch mit der Brückenzentrale 9:30 und mit dem Hafenmeister 9:25 für die eiserne Brücke im Hafen. Klappt alles prima, dann sind wir wieder auf der Oude Maas. Ich melde uns beim Verkehrsposten „Sektor Dordt“ an, immer wieder toll, wie freundlich und auf deutsch die antworten. Als Freizeitfahrer wird man genauso ernst genommen wie die Berufsschiffer und bekommt seine Anweisungen, auf wen man noch warten muss und wann man das Fahrwasser kreuzen kann, um in die Noord einzufahren.

Dordrecht, von der Noord aus gesehen, links geht es in die Beneden Merwede, rechts in die Oude Maas

Auch hier gibt es wieder viele Werften, wo zum Teil recht rätselhafte Schiffe gebaut werden.

Um 11 Uhr biegen wir nach Steuerbord ab in die Hollandsche Ijssel. Dort sollte laut Karte an der Hochwasserschutzschleuse gearbeitet werden, was zu Verzögerungen führen würde, aber wir können problemlos durchfahren.

Bei der nächsten Brücke dürfen wir uns wieder am tadellosen Funktionieren unseres elektrischen Mastlegers erfreuen.

Die Hollandsche IJssel ist ein Flüsschen ohne viel Strömung, ein bisschen langweilig, aber nett zu befahren. Um 12:40 sind wir an der Mallegatschleuse, die zum Kanal in die Innenstadt von Gouda führt.

Nach kurzer Wartezeit öffnet der Schleusenwärter, die Schleusung geht auch recht flott, dann sind wir im Museumshafen von Gouda. Dafür sind wir noch nicht alt genug (genauer gesagt das Boot), wir müssen also noch durch die nächste Brücke, die sofort geöffnet wird, und legen dann an der Turfsingel an.

Am Nachmittag erkunden wir dann die Innenstadt rund um das historische Rathaus aus dem 15. Jahrhundert.

Freitag, 10. Juli 2020
Gouda

Nach dem Frühstück fährt Jutta mit dem Fahrrad durch Gouda und ich aktualisiere unseren Reisebericht. Mittagessen an Bord, danach sehen wir uns noch ein paar Highlights von Gouda an, unter anderem ein kleines Käsemuseum in „De Waag“, wo früher die Käse gewogen wurden. Mit dem Fahrrad fahren wir zur Mallegatschleuse, durch die wir gestern in die Stadt gekommen waren. Hier gibt es ein schönes Schleusencafé, wo wir unser Early-Evening-Beer zu uns nehmen.

Abends fahren wir nochmal zum Markt und essen auf der Terrasse vom Restaurant „Gewoon Gouds“. Für 25 Euro kann man sich hier drei Gänge aus der gesamten Speisekarte zusammenstellen.

Samstag, 11. Juli 2020
Gouda – Leiden

Gouda – Leiden: 30,9 km
Fahrzeit: 4:40 h
Schleusen: 1
Brücken: 15
Betriebsstunden: 4:06 h / 121,1
Hafenkosten: – €

Wir legen um 9 Uhr ab und sind direkt an der ersten Brücke. Die geht gleich auf rotgrün und wir können durchfahren. 50 Meter weiter die einzige Schleuse für heute, handbedient von einer Schleusenwärterin, und auch da geht es ohne Verzögerung weiter, genauso wie bei der nächsten Brücke im Stadtbereich Gouda.

Von dieser Art von Hebebrücken gibt es viele unterwegs.

Bis Leiden haben wir insgesamt 19 Brücken zu passieren, davon sind vier Brücken geschlossen höher als 4 Meter, sodass wir einfach durchfahren können. Bei den anderen 15 machen wir uns entweder über Funk bemerkbar oder der Brückenwächter sieht uns schon und schaltet auf rotgrün. Unterwegs begegnet uns dieser unglaubliche Transport.

In den Ortschaften sieht man sehr viele wunderbar am Wasser gelegene Häuser.

Um 13:30 passieren wir die letzte Brücke vor dem Stadthafen von Leiden. Der Hafen selbst ist allerdings rappelvoll, kein einziger Platz mehr frei.

Das hatte ich schon befürchtet, aber zum Glück sind um die Ecke, in der Zijlsingel noch ein paar schöne Plätze am Ufer zu haben, auch nur ein paar Schritte vom Hafen entfernt.

Gegenüber liegt ein großer Zweimast-Segler, der hier fest liegt und als Ferienwohnung zu mieten ist. Bis zum Nachmittag sind eine Reihe junger Leute an Bord mit viel Musik, aber zum Abend wird es ruhiger.

Wir spazieren durch die Stadt, trinken etwas in der Brasserie „De Poort“, und da gefällt es uns so gut, dass wir nach dem Abendessen an Bord nochmal auf ein Glas Wein dorthin gehen.

Sonntag, 12. Juli 2020
Leiden

Wieder ein schöner, sonniger Tag, den wir mit einem ausgedehnten Frühstück mit Sonntagszeitung auf dem Achterdeck beginnen. Jutta kann endlich noch mal ihr SUP-Board zu Wasser lassen und paddelt bis zum Hafen. Ein Stück weiter an der Zijlsingel von unserem Liegeplatz liegt die ehemalige Mehlfabrik, die zu luxuriösen Apartments und Büros umgebaut wird. Hier legt gerade wieder ein Traditionssegler an.

Am Nachmittag schwingen wir uns auf die Fahrräder und sehen uns die Innenstadt näher an. Leiden hat nach Amsterdam das meiste Wasser innerhalb der Stadt, die durchzogen ist von Grachten und Kanälen, aber zum Glück nicht so touristisch überlaufen ist wie Amsterdam. Leiden hat ca 125.000 Einwohner, von denen 23.000 an der ältesten Universität der Niederlande studieren. Mitten im Zentrum liegt „de Burcht“, eine Burgruine auf der einzigen Anhöhe weit und breit.

Danach sehen wir uns noch ein kleines Mühlenmuseum in der „de Valk“-Windmühle an, und das lohnt sich wirklich, sehr liebevoll und informativ gemacht. im Erdgeschoss ist die Wohnung des ehemaligen Müllers exakt erhalten, im ersten Stock kann man sich einen interessanten Film über die Geschichte der Mühlen in den Niederlanden ansehen, und schließlich können wir in schwindelnder Höhe nach draußen auf die Galerie treten, auf der mit einem großen Rad die Mühle in den Wind gedreht wurde. Als wir da draußen stehen, drehen sich nun tatsächlich die Flügel der Mühle, wahrscheinlich elektrisch angetrieben und nur für uns, die einzigen Besucher eingeschaltet. Der Rückweg geht über die originalen und sehr steilen Treppen, die man nur rückwärts beschreiten darf.

Abends gehen wir nochmal in die Brasserie „de Poort“. Die haben ein interessantes Konzept: Aus 20 Gerichten, ähnlich wie Tapas, aber etwas größer, kann man sich 3, 4 oder 5 auswählen, für 33,50 bis 42 €. Jutta nimmt geröstete Rote Bete mit Ziegenjoghurt und eine Burrata, ich fange mit einer kleinen Meeresfrüchteplatte und Gambas an, dann erfreuen wir uns beide an Knusprigen Schweinebäckchen auf Krabbensalat, mit Soja und Sesam, was seltsam klingt, aber wie alles andere auch sehr gut zusammen passt und wirklich lecker ist. Dazu eine Flasche „Patapouf“, ein sehr kräftiger und fetter Chardonnay aus dem Pays d’Oc.

Montag, 13. Juli 2020
Leiden – Katwijk

Leiden – Katwijk: 15,7 km
Fahrzeit: 3:15 h
Schleusen: –
Brücken: 14
Betriebsstunden: 2:48 h / 123,9
Hafenkosten: 5 x 21,84

Wir legen um 9 Uhr ab, werden aber gleich an der ersten Brücke nach 100 Metern ausgebremst. Vor der rücke liegt ein Baggerschiff und baggert die Fahrrinne aus. Wir machen am Rand fest, zwei andere Boote warten mit und, dann hören wir über Funk, dass die Brücke um 9:30 für die Recratievaart geöffnet wird. Bis Katwijk haben wir nur 15 Kilometer, aber 16 Hebebrücken und 4, durch die wir mit gelegtem Mast fahren können. Ich glaube, hier in dieser Gegend mit den zahllosen Brücken würde ich ein flaches Boot bevorzugen. Jutta führt während der Fahrt Logbuch und registriert jede einzelne Brücke:

Die Jan van der Reijndenbrug ist in den Karten und an der Brücke mit 3,50m Durchfahrthöhe angegeben, wir haben mit gelegtem Mast eigentlich 3,75m. Wir versuchen es trotzdem in Schleichfahrt, Jutta peilt vom Vorderdeck die Lage, und es klappt tatsächlich mit hauchdünnem Abstand.
Manche Brücken sind wirklich sehenswert:

Um 11:45 sind wir im Jachthaven Katwijk, melden uns beim Hafenmeister an und können wunschgemäß am Kopf von Steg 10 anlegen, mit schöner Aussicht.

Am Nachmittag fahren wir zum Strand, der mit dem Fahrrad nur 5 Minuten entfernt ist. Trotz herrlichemSonnenschein hält sich der Andrang noch in Grenzen. Das Wasser ist zwar recht frisch, das kann uns aber nicht davon abhalten, in die Wellen zu springen.

Auf dem Rückweg kaufen wir noch im Supermarkt ein bisschen fürs Abendessen ein und genießen die Ruhe an Bord. Bis Ende der Woche werden wir wohl hier bleiben.

Dienstag, 14. Juli 2020
Katwijk

Vom Strand aus sieht man am Horizont eine ganze Reihe Schiffe, die sich aber nicht fortbewegen. Bei MarineTraffic sehe ich, dass dort ca 10 Kilometer vor der Küste tatsächlich eine Ankerzone ist, in der viele Schiffe auf Reede liegen.

Unter anderem liegen hier auch mehrere große Kreuzfahrtschiffe, unter anderem die „Zaandam“, die im März vor der Küste Floridas kreuzte und wegen 180 Corona-Infektionen an Bord nirgendwo anlegen durfte.Ddie „Emerald Princess“ wurde erst 2007 in Dienst gestellt, kostete 500 Mio Dollar, ist 290 Meter lang und kann 3100 Passagiere aufnehmen. Laut Webseite soll sie zurzeit bei Seattle unterwegs sein, dümpelt nun aber vor Katwijk in der Nordsee und wartet auf bessere Zeiten.

Nachmittags machen wir noch eine kleine Radtour in die Dünen im Süden von Katwijk.
Abends gibt es bei „Vis en Zo“ Kibbeling met Friet, sehr lecker und solche Riesenportionen, dass eine für uns beide auch gereicht hätte.

Mittwoch, 15. Juli 2020
Katwijk

Das Wetter ist unverändert, recht kühl und stark bewölkt. Wir fahren nach dem Frühstück mit den Fahrrädern durch die Dünen nach Norden Richtung Noordwijk. Das ist hier wirklich toll gemacht: Durch die Dünen führt ein schmaler Fußweg und parallel dazu ein breiter zweispuriger Fahrradweg, auf dem man ohne Angst vor Hunden oder unaufmerksamen Spaziergängern fahren kann und auch Rennradler und Langsamfahrer kommen sich nicht ins Gehege. In der ersten Strandbude von Noordwijk erfrischen wir uns mit Latte Macchiato und Chocomel met Slagroom, dann geht es wieder zurück. Jutta legt noch einen Strandbesuch ein und ich kaufe in dem riesigen Supermarkt „Dirk“ direkt am Hafen das nötigste ein. Nachmittags noch mal zum Strand, die Sonne ist inzwischen herausgekommen und ich probiere meinen frisch erworbenen sehr bequemen Strandstuhl aus.

Kleines Abendessen an Bord, und danach schaue ich gerade aus dem Fenster, als ich zu meiner großen Überraschung unser letztes Boot, die Ventura II am gegenüberliegenden Ufer anlegen sehe.

Petra und Günther, die wir im letzten Jahr schon in Golden Ham kennengelernt haben, sind nicht ganz so überrascht, weil unsere gemeinsamen Freunde Max und Rike sie schon informiert hatten, dass wir hier irgendwo in der Gegend unterwegs seien.

Donnerstag, 16. Juli 2020
Katwijk

Wir haben ein Problem: Die Boskoop-Brücke, eine Hebebrücke zwischen Alphen und Gouda wird ab heute repariert, und das bedeutet, sie wird nur noch um 11,15 und 19 Uhr jeweils für Schiffe geöffnet. Samstags und Sonntags bleibt sie ganz geschlossen, außerdem werden die Brücken zwischen Katwijk und Leiden sonntags nicht bedient. Unsere Alternative war also, entweder a) heute bis Leiden und morgen bis Gouda oder b) Samstag bis Leiden und Montag bis Gouda zu fahren. Eigentlich hatten wir uns angesichts der Wetterprognosen schon für Variante a) entschieden, aber beim Frühstück sah das Wetter so freundlich aus, dass wir die beiden Tage am Meer doch noch mitnehmen wollen. Jutta, die große Meer-Freundin, verbringt schon den Vormittag am Strand und ist begeistert von den hohen Wellen, die der Wind heute erzeugt. Nachmittags fahren wir beide zum Strand, schön, aber sehr windig. Eine Chocomel met Slagroom im Strandcafé wärmt uns auf. Abends fahren wir nochmal zu „Vis en Co“, diesmal teilen wir uns eine Portion Kibbeling met Friet, und das ist dann genau die richtige Menge für uns.

Freitag, 17. Juli 2020
Katwijk

Die Entscheidung, zwei Tage zu bleiben, erweist sich als goldrichtig. Heute scheint die Sonne wie schon lange nicht mehr, am Strand ist richtig was los und wir gehen beide schwimmen. Am frühen Abend Borrelen mit „La Trappe Dubbel“ und kleinen Leckereien, und um halb acht kommen Petra und Günther von der Ventura II zu Besuch. Zwei Stunden nette Gespräche, unter Bootsfahrern gibt es ja immer was zu erzählen. Um halb zehn fahren wir nochmal zum Strand, damit Jutta wenigstens einmal in diesem Urlaub ihren geliebten Sonnenuntergang am Meer sieht.

Samstag, 18. Juli 2020
Katwijk – Leiden

Katwijk – Leiden: 15,3 km
Fahrzeit: 2:15 h
Schleusen: –
Brücken: 14
Betriebsstunden: 2:24 h / 126,3
Hafenkosten: – €

Pünktlich um 9 Uhr legen wir im Jachthaven Katwijk ab, Petra und Günther winken zum Abschied, sie bleiben noch ein paar Tage. Die Strecke kennen wir ja schon, heute fahren wir also die 20 Brücken von Montag in umgekehrter Reihenfolge ab. Ales läuft wie am Schnürchen, sobald wir uns nähern, kommt rotgrün nd dann hebt sich auch schon die Brücke. Nur an der Lammebrug haben wir 20 Minuten Wartezeit, aber auch das lässt sich verschmerzen. Um 11:15 passieren wir die letzte Brücke vor dem Hafen und legen diesmal auf der linken Seite an.

Die ist zwar lauter, weil sie direkt an der Straße liegt, hat aber mehr Sonne als die Liegeplätze gegenüber im Schatten der Bäume. Wir passen genau zwischen einen großen Traditionssegler und eine 21-Meter-Luxusyacht.

Abendessen in einem Restaurant im Univiertel mit dem witzigen Namen „Verboden Toegang Art. 461“, in dem die Gerichte Namen tragen wie „Jeugddelinquent“, „Omgekeerde Bewijslast“ „Rode Kaart“ oder „Snelheidslimiet“. Ein Dreigängemenü kostet 30 Euro und schmeckt tatsächlich, wie die Speisekarte verkündet „crimineel lecker“.

Sonntag, 19. Juli 2020
Leiden

Nach dem Frühstück fahren wir ins Univiertel, um den Hortus Botanicus, den botanischen Garten zu besichtigen. Sonntags morgens ist Leiden mit seinen Grachten ganz besonders zauberhaft. Der botanische Garten ist absolut sehenswert, eine unglaubliche Fülle von Pflanzen in einem großzügigen Park. Riesige alte Bäume stehen hier, die noch aus dem Anfang des 19. Jahrhunderts stammen, als Philip Franz von Siebold im Dienste der Niederlande in Japan war und viele Pflanzen und Samen von dort mitbrachte.

Im tropischen Gewächshaus kann man auf Stegen bis in die dritte Etage unter das Dach steigen und sich zwischen Planzen bewegen, die nur in feuchtwarmem Klima gedeihen.

Nachmittags spazieren wir noch über den alten Friedhof mit seinen riesigen alten Bäumen, den Jutta gestern entdeckt hat.

Zum Abendessen haben wir uns noch mal für das Restaurant „De Poort“ entschieden, das uns beim letzten Mal so gut gefallen hat.Diesmal sind die Austern auch nicht ausverkauft, so dass ich gleich mit 6 leckeren Zeeland-Austern starten kann, und auch alles andere ist wieder toll.

Montag, 20. Juli 2020
Leiden – Gouda

Leiden – Gouda: 30,7 km
Fahrzeit: 5:06 h
Schleusen: 1
Brücken: 15
Betriebsstunden: 5:06 h / 131,4
Hafenkosten: 22,80 €

Heute haben wir ein Problem: Die Hebebrücke in Boskoop, 10 km vor unserem Tagesziel Gouda, durch die wir auf der Hinfahrt noch problemlos durchfahren konnten, muss wegen Baufälligkeit repariert werden. Für die Dauer der Reparatur wird behelfsweise eine Pontonbrücke für Fußgänger und Radfahrer gelegt, die nur vier mal am Tag für etwa eine halbe Stunde für die Schifffahrt aus dem Weg geräumt wird.

Gestern und vorgestern war die Durchfahrt komplett gesperrt, heute könnten wir nur um 11 oder um 15 Uhr durch. Um pünktlich um 11 zur Stelle zu sein, fahren wir also um 7:30 in Leiden los. Vor uns sind schon die zwei kleinen Flusskreuzfahrtschiffe „Ali B2“ und „Liberté“, die gegenüber lagen, abgefahren. Die Hafenbrücke öffnet sich schnell, und an der übernächsten Brücke sind wir schon direkt hinter den beiden. Da die beide auch Richtung Gouda fahren, bleiben wir dahinter und kommen zügig gemeinsam durch die 12 Brücken bis Boskoop.

Um 10:15 nähern wir uns der Brücke. Unsere Begleitschiffe dürfen nun als Beroepsvaart bis vor die Brücke durchfahren, wir arbeiten uns langsam Richtung Brücke vor. Viele haben schon hunderte Meter vorher am Ufer festgemacht, es ist unglaublich viel los. Kein Wunder, hier hat sich ja schon zwei Tage lang der Verkehr gestaut. Um 10:45 gibt es dann von der auf einem Schlauchboot begleitenden Aufsicht das Startsignal und es folgt der allgemeine Aufbruch.

Ab dann geht es im Pulk weiter, an der Hebebrücke Waddinxveen dürfen wir nochmal 20 Minuten warten, und um kurz nach 12 biegen wir in die Abzweigung Gouda von der Gouwe ein. Die letzten zwei Brücken und die kleine Schleuse in Gouda gehen flott und um 12:30 können wir an der Turfsingel, wo wir schon vor zwei Wochen gelegen haben, anlegen.

Gegen Abend legt vor uns auch die 21-Meter und 2-Millionen-Yacht an, neben der wir in Leiden gelegen haben und mit deren Besitzer wir uns nett unterhalten haben. Heute machen wir nicht mehr viel in Gouda, die Fahrt war doch ziemlich anstrengend. Wir kaufen noch in einem riesigen und gut sortierten Supermarkt in der Nähe ein und kaufen etwas Goudakäse, wie man ihn bei uns nicht kaufen kann: Mittelalten Rohmilchgouda von Bauernhöfen in der Umgebung, sehr lecker.

Dienstag, 21. Juli 2020
Gouda – Dordrecht

Gouda – Dordrecht: 33,6 km
Fahrzeit: 4:10 h
Schleusen: 1
Brücken: 1
Betriebsstunden: 4:00 h / 135,4
Hafenkosten: 25,94 €

Um 9:25 geht es los, heute nur bei der Abfahrt in Gouda eine Schleuse, je eine Brücke in Gouda und bei der Ankunft in Dordrecht.

Die holländische Ijssel ist ruhig und unspektakulär.

Um 11:30 biegen wir auf die Noord ab. Die hat es dafür aber in sich: Hier bündelt sich der ganze Verkehr von und nach Rotterdam, der dann später in Lek, Beneden Merwede und Oude Maas mündet, unter anderem die gesamte Fracht für Deutschland. Riesenschiffe, unruhiges Wasser und dazwischen noch die schnellen Waterbusse.

Vor Dordrecht sind wir wieder im Bereich der Verkehrskontrolle „Sector Dordt“ und vor der Kreuzung Noord/Merwede/Oude Maas spricht uns die Verkehrskontrolle an: „Ventura, was ist Ihr Ziel?“ Ich antworte: „Wir biegen rechts ab in die Oude Maas und dann zum Nieuwe Haven“. Antwort ganz ruhig „Ok, dann fahren Sie bitte etwas mehr nach steuerbord“. In dem Moment sehe ich im Rückspiegel, dass links hinter uns die Medusa fährt, ein Frachter, den wir in der Konzentration auf die Kreuzung vor uns bisher nicht bemerkt hatten. War kein Problem, wir wollten ja beide rechts abbiegen, aber mit etwas mehr Abstand geht das natürlich sicherer. Wieder mal ein Zeichen, dass AIS-Sender an. Bord doch sehr nützlich ist, denn nur so kann die Verkehrskontrolle einen direkt ansprechen. um 13:15 sind wir an der Einfahrt zum Hafen, so dass wir mit der ersten Brückenöffnung um 13:30 in den Hafen kommen.

Nachmittags kleine Fahrradtour an die große Flusskreuzung und zum Watersportwinkel „De Graaf“, abends natürlich wieder in unsere Lieblingspizzeria „Otto e Mezzo“.

Mittwoch, 22. Juli 2020
Dordrecht – Drimmelen

Dordrecht – Drimmelen: 30,6 km
Fahrzeit: 3:50 h
Schleusen: 1
Brücken: 1
Betriebsstunden: 3:40 h / 139,1
Hafenkosten: 28 €

Wir lassen uns nach dem Frühstück mit den leckeren Brötchen von Bäcker Nobel die Brücken öffnen und fahren durch die baustellenbedingt sehr enge und scharfe Kurve unter der Brücke auf die Oude Maas.

Immer wieder unglaublich, dass diese großen Brücken mit heftigem Autoverkehr für ein Segelbötchen mit zwei Personen geöffnet werden.

Um 11:20 biegen wir im scharfen Winkel von der Beneden Merwede auf die Nieuwe Merwede ab und gleich darauf nach links in die Zufahrt zur Biesbosch-Schleuse.

Jetzt noch 13 km am Rande des Biesbos mit gemütlichen 9 km/h durch pure Natur.

Um 13:20 können wir im Jachthafen Biesbos anlegen.

Während das in den letzten Jahren in Drimmelen immer sehr unkompliziert lief (anrufen, Liegeplatznummer bekommen, anlegen und im Hafenbüro melden), ist diesmal eine junge Dame im Hafenbüro am Telefon, die erst nach Namen, Bootsnamen usw. fragt. Einen Liegeplatz will sie uns nicht nennen, wir sollen erst am Meldesteiger anlegen und dann zum Hafenbüro hochkommen. Im Hafenbüro kann Jutta sie dann aber überreden, dass wir an dem schönen, langen Steiger liegen bleiben können und nicht noch mal umlegen müssen. Nachmittags macht Jutta eine kleine Fahrradtour und ich schreibe ein bisschen Tagebuch. Abendessen natürlich wieder in unserer liebsten Kibbelingbude, der „Vistaria Rijk“, danach noch ein kleiner ebenso obligatorischer Bummel durch den Verkaufshafen, wo immer interessante Boote liegen.

Donnerstag, 23. Juli 2020
Drimmelen – Heusden

Drimmelen – Heusden: 23 km
Fahrzeit: 2:10 h
Schleusen: –
Brücken: –
Betriebsstunden: 1:54 h / 141
Hafenkosten: 21,60 €

Heusden – Plasmolen

Heute haben wir bis Heusden nur eine entspannte kurze Strecke ohne Schleusen oder Brücken.

Wir fahren um 5 vor 9 los und können um 5 nach 11 am Steg 8 in Heusden anlegen. Lino will uns heute aus Aachen besuchen. Um 13 Uhr ist er da, kleines Mittagessen an Bord, dann zeigen wir ihm die nette kleine Festungsstadt.

Der sonnige Nachmittag vergeht mit Schwimmen, Lesen und „Suppen“ (so nennt man hier das Paddeln mit dem SUP). Abendessen im Eetcafé „Havenzicht“, und wir haben einen schönen Platz mit Aussicht direkt auf den kleinen Stadthafen von Heusden, wo immer was los ist. Danach fährt Lino zurück und wir sehen uns noch vom Achterdeck aus den Sonnenuntergang an.

Freitag, 24. Juli 2020
Heusden – Plasmolen

Heusden – Plasmolen: 69,2 km
Fahrzeit: 8 h
Schleusen: 2
Brücken: –
Betriebsstunden: 7:30 h / 148,5
Hafenkosten: 2 x 21,05 €

Wir haben uns entschlossen, den nächsten Stopp in Gouden Ham ausfallen zu lassen (da ist es bei dem Wetter nicht so toll) und stattdessen nach Plasmolen durchzufahren, so können wir dann noch einen Tag ohne Fahren in Plasmolen bleiben. Das sind 69 Kilometer und zwei Schleusen, deshalb fahren wir heute mal schon um 7 Uhr los. Die frühe Morgenstimmung auf dem Fluss finde ich sehr schön, da macht das Fahren richtig Spaß. Frühstück gibt es dann während der Fahrt. Um 9:55 sind wir an der Schleuse Lith. Der Schleusenwärter wartet, bis die Schleuse richtig voll ist mit 11 Booten, dann strömt das Wasser sehr schnell von vorne herein.

Wir haben mit Vorder- und Achterleine belegt und können ganz gut halten und umlegen. An der linken Wand vor uns liegt die „Ijsvogel“. Die Frau hat das Pech, dass ihr die Vorderleine beim Versuch, umzustecken, aus der Hand rutscht und ins Wasser fällt. Der Bug geht sofort nach rechts weg, der Mann will mit dem Bugstrahlruder nach links zurück zur Wand, und dabei gerät die Leine im Wasser ins Bugstrahlruder und nichts geht mehr. Der Bug treibt auf uns und das Boot vor uns zu, die Frau vom Boot vor uns ruft immer wieder „Dat Seil is im Bugstrahl!“, aber da wir jetzt schon oben sind und kein Wasser mehr strömt, können wir das Boot wegdrücken. In der Schleuse Lith ließ sich im letzten Jahr unser Motor nicht mehr starten, seitdem mögen wir die nicht mehr so gern. Insgesamt haben wir für Lith 50 Minuten gebraucht. Unterwegs überholen wir einen kleinen Schlepper, der ein schwimmendes Auszieht, unterstützt von einem noch kleineren Schleppbötchen, das von hinten drückt.

Um 12:55 sind wir in Grave, auch so eine „Lieblingsschleuse“ von uns mit nur einer Schleusenkammer, deshalb meist lange Wartezeiten. Wir fahren hinter einem Schubverband rein und müssen wegen der vielen Boote wieder ziemlich dicht dahinter festmachen, aber zum Glück fährt er sehr rücksichtsvoll it wenig Gas aus der Schleuse. Nach 35 Minuten sind wir durch. Es beginnt zu regnen. Auf den letzten 10 Kilometern bis Plasmolen sehen wir eine Super van Craft, die uns entgegenkommt. „Könnte das wieder Tommy Engel sein?“ denke ich (Wir waren uns vor drei Jahren in Plasmolen und Leukermeer begegnet). Jutta nimmt das Fernglas, und am Boot steht tatsächlich „Marlen“. „Hallo Tommy Engel, schöne Grüße von der Ventura gegenüber“ sage ich ins Funkgerät. „Wer ruft mich?“ kommt die Antwort. Wir plaudern noch ein bisschen, er erzählt, dass er unterwegs zum Jachthafen Grave ist, und wir verabschieden uns. Um 15 Uhr legen wir in Plasmolen am Gästesteiger an. Jutta paddelt ein bisschen durch den Hafen, Abendessen mit Pasta an Bord, und danach der obligatorische Hafenrundgang. Hier in Plasmolen liegen immer echte Luxusyachten herum.

Samstag, 25. Juli 2020
Plasmolen

Gut, dass wir gestern ein bisschen länger gefahren sind, so haben wir heute nochmal einen ganz ruhigen Tag. Am Nachmittag holt uns mein Bruder Günther aus Kleve mit dem Auto ab und wir sehen uns als erstes sein tolles neues Atelier an.

Hier lässt es sich wirklich arbeiten und auch Musik machen.

Wir trinken Kaffee bei Isa und Günther, danach Abendessen in dem wunderschönen griechischen Restaurant „Villa Nova“ an der Tiergartenstraße in Kleve, dann bringt uns Günther zurück zum Boot.

Sonntag, 26. Juli 2020
Plasmolen – Leukermeer

Plasmolen – Leukermeer: 33 km
Fahrzeit: 4 h
Schleusen: 1
Brücken: –
Betriebsstunden: 3:18 h / 151,9
Hafenkosten: 21,25 €

Jutta holt nochmal Brötchen vom Campingsupermarkt, dann legen wir um 9:30 in Plasmolen ab, durch die lange Zufahrt und unter der Brücke zum vorletzten Mal in diesem Urlaub mit gelegtem Mast.

Um 11:30 sind wir an der Schleuse Sambeek. Wir hören etwas verwundert die Anweisung des Schleusenmeisters, dass die Yachten vor der sich nähernden Berufsfahrt in die Schleuse einfahren sollen. Normalerweise wird das anders gehandhabt. Aber er sagt es noch zwei Mal über Funk und einmal für die Boote ohne Funk über Lautsprecher durch, und so halten wir uns eben an die Anweisung. Wir sollen bis ganz vorne durchfahren. Das ist auch nötig, denn jetzt liegen fünf Yachten in der Schleuse, wir in der zweiten Reihe, und die „Mercur“, ein 85 Meter langer Containerfrachter rückt uns von hinten ca 3 Meter dicht auf die Pelle. Hier bei der Ausfahrt wirkt das natürlich schon nicht mehr so bedrohlich.

Neben uns liegt die „Ijsvogel“, der Pechvogel aus der Schleuse Lith, das Bugstrahlruder scheint aber wieder zu funktionieren. Die Schleusung selbst ist dann ziemlich entspannt, wenig Strömung und das Umstecken geht gut. Um 12:15 fahren wir raus und legen um 13:35 im Leukermeer an. Die Organisation ist wieder mal ein bisschen chaotisch, es werden keine Listen darüber geführt, welche Plätze belegt sind, im zweiten Anlauf finden wir dann aber einen schönen Liegeplatz.

Abends fahren wir mit den Rädern zum Besucherzentrum Reindersmeer. Das liegt in der ehemaligen Schleuse und ist sehr schön gestaltet. Im Schleusencafé gibt es leckere kleine Gerichte mit schöner Aussicht von der Terrasse.

Am Nachbartisch schafft es ein Jugendlicher, einen Rieseneisbecher beim Versuch, ihn zu verschieben, komplett auf der Tischplatte auf den Kopf zu stellen. Der Sonnenuntergang wie immer im Leukermeer sehr schön.

Montag, 27. Juli 2020
Leukermeer – Venlo

Leukermeer – Venlo: 25,8 km
Fahrzeit: 2:30 h
Schleusen: –
Brücken: –
Betriebsstunden: 2:42 h / 154,6
Hafenkosten: 15,60 €

Heute nur eine ganz kleine entspannte Etappe, wir legen um 9:30 im Leukermeer ab und um 12:00 in Venlo am Steg H2 an.

Es ist sonnig und warm, wir fahren um 16 Uhr mit den Rädern nach Venlo, vom Hafen ungefähr 15 Minuten. Die Stadt ist wieder wie immer gut mit deutschen Einkäufern bevölkert, wir essen Kibbeling mit Friet. Heute sehen wir uns bei einem leckeren La Trappe Dubbel den Stadthafen mal von oben an. Da sind tatsächlich noch Plätze frei.

Abend auf dem Achterdeck mit Sonnenuntergang und Containerterminal.

Dienstag, 28. Juli 2020
Venlo – Maasbracht

Venlo – Maasbracht: 37,1 km
Fahrzeit: 4:40 h
Schleusen: 2
Brücken: –
Betriebsstunden: 4:00 h / 158,6
Hafenkosten: 24,20 €

Es ist warm mit Sonne und Wolken, wir legen um 9:15 ab. Die Schleuse Belfeld ist nur 10 Kilometer vom WSV-Hafen entfernt, um 10:10 sind wir da. Wir legen noch kurz am Wartesteiger an, dann fährt zuerst ein Berufsschiff und danach 15 Yachten in die Schleuse ein. Es gibt in Belfeld keine Schwimmpoller, die Abstände der Poller sind ungünstig und die vertikalen Abstände sind so groß, dass man kaum umstecken kann. Es gibt aber auch in diesem Jahr wieder Schleusenstewards, die das Umstecken dann doch ermöglichen. Ansonsten ist beim Hochschleusen diesmal sehr wenig Strömung, so dass es doch recht entspannt verläuft, obwohl wir wegen der vollen Schleuse noch ein Boot ins Päckchen nehmen müssen. Im großen Pulk fahren wir die nächsten Kilometer, bei der Abzweigung nach Roermond fahren dann die meisten nach links ab, wir benutzen natürlich den Lateraalkanaal und sind um 13 Uhr an der Schleuse Heel. Auch hier können wir gleich einfahren, es gibt Schwimmpoller, der eine allerdings unerreichbar hoch. Um 13:20 sind wir wieder draußen. Als wir noch in Ohé en Laak lagen, war der Anblick der Kraftwerkstürme von Maasbracht immer das Zeichen, dass wir fast zu Hause waren.

Um 13:55 erreichen wir den Passantenhafen von Maasbracht, am langen Steiger ist noch ein Platz frei, aber in dem Moment, als wir uns nähern, fahren zwei Boote aus der ersten Box und wir legen uns in die Box. Glück gehabt, bald darauf sind die letzten Plätze in Maasbracht weg. Im Übernachtungshafen für die Berufsfahrt direkt neben dem Passantenhafen liegen eine ganze Reihe von Schiffen still. Auch die Frachtschifffahrt scheint im Moment Probleme zu haben.

Abends wieder malerischer Sonnenuntergang im Hafen von Maasbracht, aber auch schöne Lichtstimmung im Boot.

Mittwoch, 29. Juli 2020
Maasbracht – Maastricht

Maasbracht – Maastricht: 40,2 km
Fahrzeit: 5:30 h
Schleusen: 2
Brücken: –
Betriebsstunden: 4:30 h / 158,6

Wir starten um 9:30 und fahren wie immer auf der Rückfahrt erstmal gegenüber zur Bunkerstation Tullemans, um den Tank aufzufüllen. 402 Liter zu 1,09 € = 438 €, das ergibt für die Reise einen erstaunlich niedrigen Durchschnittsverbrauch von 6,0 Liter/Stunde. Bisher lag der immer bei 6,7 Liter/Stunde. Wir melden uns bei der Schleuse an, die Steuerbordschleuse ist leer und zeigt sofort grün, wir fahren durch bis ganz vorne, wo es zwei Schwimmpoller in gutem Abstand für uns gibt.

Um 11:40 sind wir an der Schleuse Born und müssen etwas warten, bis die Schleuse unten ist, aber wenigstens müssen wir nicht in die alte Schleusenkammer, die gewaltige Wirbel produziert. Dann kriegen wir über Funk die Anweisung, mit den Freizeitbooten schon mal einzufahren und auf ein Berufsschiff zu warten, das sich schon nähert. Das ist ein bisschen ungewöhnlich, aber der Schleusenmeister meint, es ginge dann insgesamt schneller. Wir fahren wieder ganz durch und machen an den letzten beiden Pollern fest. In Maasbracht und Born liegen zwei für uns passende Poller jeweils am Anfang, in der Mitte und am Ende der Kammer, alle anderen haben viel zu große Abstände.

50 Minuten hat das Schleusen dann insgesamt gedauert, aber wir haben es heute ja nicht eilig. Maastricht in Sicht!

Um 15:05 machen wir im Heimathafen Marina Maastricht fest. Viele Bootsfreunde sind unterwegs, die Liegeplätze um uns herum mit Gästen belegt, aber unser Freund Bernd von der „Haddock“ ist da und begrüßt uns mit drei leckeren eiskalten Fläschchen Flensburger Pils.

Ein bisschen Statistik:

668 Kilometer sind wir in diesem Urlaub gefahren.
30 Tage waren wir unterwegs.
62 Brücken wurden für uns geöffnet.
20 Schleusen haben wir passiert.
6,6 Liter Diesel haben wir pro Stunde verbraucht.
958 € haben wir an Hafengebühren bezahlt