Ostern 2019: Namur

Samstag, 13. April 2019

In der ersten Woche der Osterferien wollen wir diesmal ein Stück maasaufwärts durch Belgien bis Namur fahren. Die Wettervorhersage für die ersten zwei, drei Tage sieht nicht besonders gut aus, ziemlich kalt, vor allem nachts bis 0 Grad herunter, aber das kann uns nicht abschrecken, schließlich haben wir die neue Planar 4KW-Dieselheizung, und wenn die nachts auf Stufe 2 von 9 durchläuft, kann man es im Bett unter der Decke gut aushalten. Im März habe ich einen AIS-Transponder Em-Trak B360 eingebaut, ein Class B Gerät der neuen Kategorie mit SOTDMA Sendeverfahren und 5 Watt Sendeleistung, das über einen Watcheye AIS-Splitter mit der Funkantenne verbunden ist. Das Gerät sendet NMEA2000-Informationen über ein eigenes WIFI aus, die dann im iPad in der iNavx-App mit Navionics-Karte angezeigt werden. Dadurch sehen wir jetzt immer alle Schiffe in 30-40 Km  Umgebung frühzeitig und Schiffe wie auch Schleusen sehen uns.

Wir starten um 10:30 von unserem Liegeplatz in der Marina Maastricht. Um 10:50 sind wir an der Schleuse Lanaye, die neue große Schleuse steht offen, vor uns fährt noch ein Berufsschiff ein und wir machen dahinter an Backbord fest.

Beim Hochschleusen gibt es viel Strömung und Druck auf die Fender, aber alles geht gut. Um 11:20 geht es weiter durch den Albertkanal, die Strecke kennen wir ja schon, ist auch nicht besonders reizvoll. Wo sich Albertkanal und Maas wieder vereinigen, wacht die Statue des Namensgebers König Albert.
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k-IMG_4394Um 13:20 kommen wir im Hafen Lüttich an, der ist rappelvoll, allerdings nicht mit Gästen, sondern offensichtlich mit Dauerliegern. Ganz am Anfang des Besuchersteigers ist aber ein letzter Platz frei, auf den wir noch passen.

Das Hafenbüro ist, wie ich einem Aushang entnehme, in der Vorsaison samstags und sonntags nicht besetzt, für das Tor braucht man aber (auch zum Verlassen des Hafens) einen Code, und der alte vom vorletzten Jahr funktioniert nicht mehr. Telefonisch ist der Hafenmeister nicht zu erreichen, aber zum Glück treffe ich dann an unserem Steg eine Holländerin, die mir den Code aufschreibt. Nachmittags gehen wir dann zu der berühmten langen Treppe und erklimmen sie. Da werden Erinnerungen wach an unseren ersten gemeinsamen Ausflug nach Lüttich vor 27 Jahren.

Abendessen in einem witzigen Lokal mit dem Namen „TheKitchen“, das auf der einen Seite ein Küchenstudio ist und auf der anderen Esslokal. Nette Atmosphäre, lecker und preiswert, allerdings sind die zwei Boulets a la Liegeoise so riesig, dass Jutta nur einen und ich anderthalb schaffe.

25 Km, 2:50 Std, 2:36 Betriebsstd, 1 Schleuse

Sonntag, 14, April 2019

Morgens ist es draußen 2 Grad, im Boot dank Heizung 15 Grad, was einem zuhause sicher zu wenig wäre, aber im Boot ist es mit Pullover durchaus auszuhalten. Kleines Frühstück mit Sonntagszeitung auf dem Tablet, dann geht es um 10:00 Uhr wieder raus auf die Maas. Wir fahren im Konvoi mit einem kleinen (54 Meter) Frachter, der die ganze Zeit mit gleicher Geschwindigkeit hinter uns bleibt und sind um 11:20 an der Schleuse Ivoz-Ramet. Die steht offen und um 11:40 geht es schon weiter. Bei der Ausfahrt haben wir der „Edelweiß“ den Vortritt gelassen, deshalb fährt der Frachter jetzt bis zur nächsten Schleuse vor uns her. Dieser Abschnitt der Maas ist quasi ein Museum einer untergegangenen Industriekultur, überall an den Ufern riesige Fabrikruinen, die vom vergangenen Wohlstand erzählen. Um 13:20 sind wir an der Schleuse Ampsin-Neuville, der Frachter fährt ein und macht backbord fest, wir wollen dahinter an Steuerbord anlegen. Hinter uns ist inzwischen aber noch ein weiteres Frachtschiff. Da die Schleuse nur 136 Meter lang ist und die beiden Frachter zusammen länger sind (wie ich dank unserem AIS weiß), war ich davon ausgegangen, dass die nicht zusammen schleusen können. Das hintere Schiff kommt aber immer näher und der Kapitän der „Edelweiß“ zeigt mir an, ich soll backbord hinter ihm anlegen. Mit ein bisschen Rangierarbeit klappt das dann auch und der zweite Frachter fährt tatsächlich steuerbord durch bis vorne. Zwischen den beiden Schiffen ist dann noch ungefähr 20 cm Platz. Wir passieren das Atomkraftwerk Tihange, das für die Aachener eine stete Bedrohung darstellt und sehen kurz darauf das eindrucksvolle Panorama von Huy mit der Kathedrale und der Zitadelle.
k-IMG_2107k-IMG_2110Um 14:15 sind wir in Port de Plaisance de Huy, einem Vereinshafen, der auch Platz für einige Passanten bietet.
k-IMG_2112Ein freundliches Vereinsmitglied zeigt uns, wo wir anlegen können und begrüßt uns in akzentfreiem Deutsch, was kein Wunder ist, da er, wie sich im Gespräch herausstellt, Deutscher ist. Im Hafen ist heute der jährliche Großputztag, bei dem wir allerdings zum Glück nicht mitarbeiten müssen. Mittagessen, die obligatorische Mittagsruhe, ein Tässchen Kaffee und dann melden wir uns im Hafenbüro an. 14 Euro für die Nacht, Strom und Duschen sind frei. Später mit den Fahrrädern in den Ort, die Kathedrale ist leider nicht geöffnet.

Wie genehmigen uns ein „Early Evening Beer“ im „Beer Lovers“ am Marktplatz und dann gehen wir zum Abendessen in das Restaurant „Tartine au Beurre“.
TartineWir haben Glück und kriegen die letzten beiden freien Plätze, die zwei Gäste, die 10 Minuten später kommen, werden weggeschickt, „désolée“ meint die Patronne. Wir wundern uns schon, weil mit uns erst acht Gäste im Lokal sind, aber kurz bevor wir später gehen, fällt dann eine Gruppe ein, die das Lokal bis auf den letzten Platz besetzt und ordentliche Lautstärke entfaltet. Sehr leckeres Essen: Jutta nimmt Melone mit Parmaschinken, Wolfsbarsch in Orangensauce und Bavarois mit roten Früchten, ich bestelle gegrillte Sardinen in Knoblauchbutter, gegrilltes Rindersteak mit Pfefferbutter und Fritten und eine kleine Käseplatte. Das Dreigängemenü ist mit 27 Euro sehr preiswert, dazu ein sehr guter Macon für 25 Euro.

34,2 Km, 4:15 Std, 3:45 Betriebsstd, 2 Schleusen

Montag, 15. April 2019

Es ist noch etwas kälter geworden, morgens in der Achterkajüte 13 Grad, im Salon nur 8 Grad, draußen 0 Grad. Nachdem ich eine Stunde vor dem Aufstehen die Heizung hochgedreht habe, geht es dann aber. Im Lauf des Vormittags kommt dann die Sonne heraus und es wird angenehm warm. Unser Steuerstand und auch der Salon heizen sich immer recht schnell auf, wenn die Sonne ein bisschen scheint. Die Duschen im Hafen von Huy sind super, und nach dem Frühstück legen wir um 10:15 ab. Die Landschaft wird jetzt schöner, viel Grün und immer wieder eindrucksvolle Felsen links und rechts der Maas.
k-IMG_2131k-IMG_2126Um 11:40 sind wir an der ersten Schleuse „Andenne-Seilles“, und auch die steht wieder offen wie bisher alle Schleusen auf dieser Fahrt. Diesmal werden wir alleine nach oben geschleust, immer wieder faszinierend, wenn für unser 13m-Boot 200mx25mx5m = 25.000 Kubikmeter Wasser in Bewegung gesetzt werden. 15 Minuten später können wir ausfahren, und um 13:25 sind wir an der zweiten und letzten Schleuse für heute, „“Grand-Malades“ (Die heißt tatsächlich so!). Auch hier geht es ohne Verzögerung hinein, zusammen mit zwei anderen Freizeitbooten. Als wir dann aber oben sind, stehen drei Polizisten am Rand und kontrollieren das holländische und das belgische Boot vor uns intensiv und in aller Ruhe. Worum es geht, wissen wir nicht, die Polizisten geben uns aber auch keine Hinweis, ob wir auch noch dran kommen oder schon ausfahren können. k-IMG_4412Schließlich gibt uns die gerade kontrollierte Belgierin ein Zeichen, dass wir fahren sollen. Merkwürdig! Wir passieren die Mündung der Sambre und legen um 14 Uhr hinter der nächsten Brücke steuerbord vor dem Casino an.
k-IMG_4415Der Anlieger gehört zu dem Hafen gegenüber, aber wir sind das einzige Boot hier, und dafür macht sich offensichtlich kein Hafenmeister die Mühe, zum Abkassieren zu kommen, und so liegen wir zum zweiten Mal kostenlos. Nachmittags ein bisschen durch das Zentrum von Namur bummeln, eine ganz schöne alte Innenstadt, aber auch hier wie in Lüttich immer wieder Leerstand und Verfall dazwischen.
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Die Schnecke ist das Wahrzeichen der Stadt Namur.
k-IMG_4413Abends essen wir am Marktplatz in der Brasserie „Monopol“, Jutta Salat mit warmem Ziegenkäse, ich 1/2 Hähnchen mit Fritten, dazu zwei leckere Leffe Brune. Zum Ausklang noch in einer kleinen Bar ein Westmalle Triple und ein Delta IPA.

30 Km, 3:45 Std, 3:15 Betriebsstd, 2 Schleusen

Dienstag, 16. April 2019

Nachts ist es immer noch zu kalt, um die Heizung aus zu lassen, beim Frühstück ist dann aber schon die Sonne da und wir können sie ausschalten. Wir haben gestern in der Stadt ein „Bio Pain de Campagne“ gekauft, eine leckere Abwechslung zum Toastbrot, das wir auf dem Boot doch recht häufig essen. Nach dem Frühstück machen wir uns auf den Weg zur Zitadelle, und das ist doch ein ganz schöner Anstieg. Auf dem Weg wieder die zwei Gesichter der belgischen Wallonie: Eine wunderbar begrünte Hotelfassade mit gepflegten Nachbarhäusern und eine total verfallene Villa in fantastischer Lage mit Ausblick über die Maas.

Die Zitadelle ist mit 80 ha eine der größten Festungsanlagen Europas und liegt bis zu 190 Meter über dem Maastal. Tolle Aussichten hat man von hier aus über die ganze Stadt und die Flüsse Maas und Sambre.
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Inzwischen ist es auch sehr sonnig und klar. Nachmittags macht Jutta einen kleinen Bummel durch die Stadt und ich schreibe ein bisschen was für die Webseite. Fürs Abendessen habe ich uns mit Hilfe von TripAdvisor eine Pizzeria am anderen Ufer der Maas ausgesucht „Le Ponti 2“.

Die ist klein, aber nett eingerichtet, sympathische Bedienung und gute Atmosphäre. Für 25 Euro gibt es ein Menu aus Garnelen in Knoblauchöl, einer Pizza nach Wahl und Mousse au Chocolat oder Tiramisu. Alles ist wirklich sehr lecker, leider sind die Pizzen so groß, dass wir nur etwas mehr als die Hälfte schaffen. Auch heute hat sich niemand vom Hafen zum Kassieren blicken lassen, so dass wir wieder umsonst übernachten.

Mittwoch, 17. April 2019

Heute ist es etwas wärmer (9 Grad draußen am Morgen), aber bedeckt. Nach dem Frühstück legen wir um 10:05 ab und sind um 10:15 an der Schleuse „Grand Malades“. Ein Berufsschiff fährt ein und macht backbord fest, ein kleiner dänischer Segler und wir legen uns dahinter. Dann kommt ein zweites Berufsschiff und macht an Steuerbord fest. Ein Schleusenbediensteter macht uns darauf aufmerksam, dass die Schleuse ein Zwischentor hat, hinter dem wir und der Segler jetzt liegen, und bietet uns an, zwischen die beiden Berufsschiffe zu fahren. Das ist uns aber zu eng, und so fahren der Segler und wir wieder zurück zum Wartesteiger. Um 11:30 schließlich gibt es die nächste Schleusung (Segler, wir und ein Berufsschiff), und wir können um 11:55 schließlich weiter fahren.
k-IMG_4438Um 13:30 sind wir an der Schleuse „Andenne-Seilles“, 13:30 Ausfahrt und um 14:40 legen wir in Huy am selben Platz wie auf der Hinfahrt an.
k-IMG_4441Wir haben beschlossen, heute auf dem Boot zu essen und fahren mit den Rädern zu einem Supermarkt in der Nähe. Der erweist sich als riesig und mit einem tollen Angebot an Delikatessen. Wir kaufen Baguette, Nordseekrabben, Oliven und leckeren belgischen Käse, dazu das gute belgische Bier.

30,6 Km, 4:35 Std, 3:18 Betriebsstd, 2 Schleusen

Donnerstag, 18. April 2019

Heute ist es sehr schön sonnig, warm und windstill. Wir gehen erstmal „lecker duschen“ im Hafengebäude und starten um 10:15.
k-IMG_2145Um 10:50 sind wir an der Schleuse „Ampsin-Neuville“, vor uns ein Berufsschiff, dann ein 19,50m-Freizeitboot und schließlich der bekannte dänische Segler. Das große Boot will erst backbord anlegen, dann bemerken sie aber, dass dort wegen einer Baustelle Anlegeverbot ist und legen hinter dem Berufsschiff steuerbord an. Für uns ist nun am Ende kein Platz mehr, und so bitten wir, neben dem großen Boot im Päckchen anlegen zu dürfen. Das ist auch kein Problem, es ist ein junges deutsches Paar mit zwei Helfern, sie haben das Boot in Belgien gekauft und vom Berufsschiff zum Freizeitboot umbauen lassen und sind jetzt auf dem Weg in die Heimat nach Schwerin. k-IMG_2150
k-IMG_4442Um 12:50 sind wir an der Schleuse „Ivoz-Ramet“, um 13:15 können wir ausfahren.
k-IMG_4444Wir fahren durch Lüttich, vorbei am gigantischen Turm des Finanzamts und legen um 14:10 im Port de Plaisance Lüttich am selben Platz wie auf der Hinfahrt an.
k-IMG_2155Alles ist unverändert, kein Hafenmeister zu erreichen und alle Plätze besetzt. Nach der Mittagsruhe machen wir einen Spaziergang zur Museumsinsel, es ist warm und sonnig und halb Lüttich liegt auf den Wiesen an der Maas herum.
k-IMG_4447Wir kaufen noch ein bisschen bei Delhaize ein und essen nochmal an Bord, dazu ein feiner gut gekühlter Viognier aus dem Pays d’Oc.k-IMG_4451

34 Km, 3:55 Std, 3:25 Betriebsstd, 2 Schleusen

Freitag, 19. April 2019

Um 10:05 starten wir, kurz vor uns fährt das Polizeiboot, das seinen Liegeplatz im Hafen hat, hinaus.
k-IMG_2161Sie fahren maasabwärts, wir hinterher, vor einer Brücke warten wir beide auf zwei entgegenkommende Frachtschiffe und hinter der Brücke halten sie dann plötzlich mitten auf dem Fluss an, schalten das Blaulicht ein und winken uns zu sich heran. Wir machen am Polizeiboot fest und verständigen uns dann auf niederländisch, da ich das inzwischen besser kann als mein schulfranzösisch, während die Polizisten weder deutsch noch englisch sprechen. Sie sind sehr freundlich, aber alles wird kontrolliert: Bootspapiere, Personalausweise, Lizenz fürs Funkgerät und Feuerlöscher. Alles ist in Ordnung und wir können nach 15 Minuten weiterfahren. Der Albertkanal ist wie immer ein bisschen langweilig, aber vor der Schleuse Lanaye staut es sich. Vier Frachtschiffe (Laborieux 110m, Ijsseldiep 110m, Rotiri 63m und Niagara 67m) warten auf die Schleuse.
k-IMG_2165Ich melde mich über Funk bei der Schleuse an und zum ersten Mal in Belgien höre ich von einer Schleuse klare, verständliche und durchdachte Anweisungen. Ich werde nach der Länge unseres Bootes gefragt, alle vier Frachtschiffe bekommen gesagt, auf welcher Seite und in welcher Reihenfolge sie anlegen sollen, Motoryacht Ventura babord troisième ligne, also als letzte hinter der Niagara. Dann geht das Tor hinter uns zu und es geht in 15 Minuten 15 Meter nach unten. Als die großen Schiffe ausfahren entsteht leider sehr starker Schwell, so dass Jutta das Boot nicht mehr am Poller halten kann und es mit der linken Vorderseite recht heftig gegen die Mauer knallt. Zum Glück ist nichts weiter passiert, nur an Rand ein bisschen weiße Farbe abgeplatzt. Um 13:30 legen wir in unserem Heimathafen Maastricht Marina nach sechs schönen Tagen wieder an.

25Km, 3:25 Std, 2:30 Betriebsstd, 1 Schleuse